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Kommentar:
Strahlend heilige Krieger

Manchmal ist es wirklich nicht zu fassen, was für ein Personal uns regiert. Haben wir das wirklich verdient? Sind wir wirklich so ein Volk von Deppen, dass einer wie Roland Koch Ministerpräsident werden kann? In Krümmel rauchen noch die Trümmer, nach und nach sickert durch, dass Vattenfall es weder mit der Sicherheit der Bevölkerung, noch mit der Wahrheit, noch mit der Meldepflicht besonders ernst nimmt, und da stellt Koch sich hin und verkündet: Ab 2010 müssen wir wieder AKW bauen. Gleichzeitig fordert seine  Kultusministerin Karin Wolff, im Biologieunterricht müsse die biblische Schöpfungsgeschichte unterrichtet werden.

Das passt durchaus zusammen, denn Koch ist in Sachen Energiepolitik und Kernspaltung mindestens ähnlich Ahnungslos, wie Wolff in Bezug auf Biologie und Evolution. Das macht er schon deutlich, indem er meint, Deutschland sei der einzige G-8-Staat, der auf neue Atomkraftwerke verzichte. Da ist der Ministerpräsident ziemlich schlecht informiert. In Italien hält man überhaupt nichts von AKWs, und außer eventuell in Frankreich gibt es derzeit in keinem anderen G-8-Staat Pläne, neue Meiler zu bauen. In den USA und  Großbritannien gibt es seitens der Regierungen propagandistische Vorstöße, aber keinerlei konkrete Planungen. Das mag damit  zusammenhängen, dass Uran knapp und daher mittlerweile teuer ist. Seit 2000 hat sich sein Preis immerhin verzwanzigfacht. Auch sagen  unabhängige Wissenschaftler, dass es beim derzeitigen Verbrauch nur noch 60 Jahre reichen wird.

Doch derlei Details sind viel zu kompliziert für einen Populisten und heiligen Krieger wie Koch. Schließlich geht es nicht um eine sichere, umweltverträgliche, zukunftsfähige Energieversorgung, sondern um Stimmungsmache, Machterhalt, und die Interessen seiner Auftragsgeber. Und die lauten: AKW-Laufzeiten so langen wie möglich verlängern, denn die Meiler spielen jeder pro Jahr 200 bis 400 Millionen Euro ein. Also Nebelkerzen schmeißen, ein bisschen Hetzen, und den Kindern mit der Bibel den Kopf vernebeln. Aber bloß nicht eines: offen und ehrlich, wissenschaftlich nachprüfbar argumentieren. Das ist geschäftsschädigend und damit linksextrem und verfassungsfeindlich.

 (wop)