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Streik im Baugewerbe:
Solidarität gefragt

Im Februar 07 begannen die Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe. Bei dem Tarifvertrag handelt es sich um einen  Flächen- Tarifvertrag, der für die ganze BRD gültig ist, für ca. 700.000 Beschäftigte im Bauhauptgewerbe. Die Arbeitgeber wollten diesen Flächenvertrag schon lange zerstückeln. Ihre Strategie: Je kleiner das Tarifgebiet, desto schwächer die Gegenseiten, also die Kolleginnen und Kollegen.

Im März 07, nach vier Verhandlungen, lag ein Ergebnis vor, die Arbeitgeberverbände lehnten ab. Am 18. – 19. Mai gibt es einen Schlichtungsspruch. Hier wird die Strategie der Arbeitgeber deutlich. Alle Verbände stimmen zu, nur die Baugewerbeverbände Schleswig-Holstein und Niedersachsen lehnen ab.

Früher haben sie immer die ostdeutschen Verbände vorgeschickt, um ihre kleinen und großen Schweinereien durchzuziehen, diesmal haben sie sich die Baugewerbeverbände ausgesucht, weil in diesen Verbänden nur die Handwerksbetriebe organisiert sind, also kleine und mittlere Betriebe, mit der Hoffnung, dass da alles scheitert, was nach Arbeitskampf aussieht oder aussehen kann.Aber sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Im Juni 07 kommt es in Niedersachsen und in Schleswig-Holstein zu den ersten Warnstreiks und am 18. Juni 07 zur Urabstimmung. 87,9 % der organisierten Kolleginnen und Kollegen dieser Bereiche stimmten für Streik.

Es kommt zu den ersten, großen Bauarbeiterstreik seit fast 50 Jahren, der sich gegen das Bauhandwerk richtet. Es wird ein sehr schwieriger Streik, weil er nur Baustellen betrifft, von Firmen, die in diesem Gewerbe organisiert sind. Das war auch die Hoffnung der Baubonzen, dass dieser Kampf scheitert. Aber der Streik hat fast drei Wochen gedauert, es wurden über 300 Baustellen bestreikt und über 2000 Bauarbeiter beteiligten sich an dem Streik. Am 25. Juni 07 rief die IG BAU (Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt) zur Demo in Kiel auf und fast 1000 Bauarbeiter/innen und sich solidarisierende Menschen nahmen daran teil.

Es war eine Freude zu sehen, welche Streikbereitschaft die Kolleginnen und Kollegen an den Tag legten, nach oft anfänglichem Zögern – es gab ja keine Erfahrung im Arbeitskampf – merkten die Streikenden schnell, wie stark sie waren und wie gut es tat, mit den Kollegen zusammen für seine Rechte zu kämpfen.

Am 12. Juli 07 nahmen die Baugewerbeverbände das Schlichtungsergebnis an. Es herrschte große Freude bei den streikenden Kolleginnen und Kollegen solch einen langen, komplizierten Streik erfolgreich zu beenden und sie hatten sehr viel gelernt.Wer aber dachte, der Arbeitskampf sei erstmal vorbei, sah sich getäuscht. Die „großen“ dieses Baugewerbes waren wohl etwas sauer, dass die Bauleute gegen ihren Willen etwas erkämpft hatten, was sie gerne zerschlagen hätten, nämlich den Flächentarifvertrag. Also kündigten die Arbeitgeberverbände am 13. – 15. Juli 07 an, dass sie jetzt mit dem Ergebnis des Streiks nicht einverstanden sind und das Ergebnis nicht anerkennen.

Das ist der Stand bis heute. Die Zeichen stehen also weiter auf Arbeitskampf und Streik, aber diesmal im gesamten Baugewerbe. Solidarisieren wir uns mit den Bauarbeitern und ihrem Kampf für den Erhalt eines Flächentarifs. Ich habe mich über % oder Beträge bewusst nicht ausgelassen, ich finde den Streik, den Flächentarifvertrag, die Solidarität, die Streikbereitschaft zu unterstützen am wichtigsten!

(Karl-Heinz Töpfer)