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Fehmarnbelt-Querung:
Was wären die Folgen?

Nachdem Wissenschafts-, Wirtschafts- und Verkehrsminister Dietrich Austermann mit Rückendeckung seines Chefs, Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (beide CDU), das neue Hochschulgesetz durchgesetzt hat, planen die beiden, sich mit dem Bau einer monströsen Brücke über den Fehmarnbelt ein Denkmal zu setzen. Dagegen regt sich, vor allem auf Fehmarn, Widerstand. Kein Wunder.

Die feste Fehmarnbelt-Querung kostet eine Menge Geld. Auch wenn Dänemark die Kosten für den Brückenbau übernimmt, so kostet doch allein der dadurch notwendige Ausbau der Zubringer Autobahnen und der Fehmarnsundbrücke Millionen an Steuergeldern. Durch die erwartete Einstellung des Fährbetriebs und den Rückgang des Tourismus auf Fehmarn, weil die Insel für etwa zehn Jahre zur Großbaustelle wird und ihren Inselcharakter auf Dauer verlieren wird, werden allein auf Fehmarn ca. 1400 Arbeitsplätze vernichtet. Auch Umweltschützer gehen auf die Barrikaden. Verständlich. Auf Fehmarn liegen drei Naturschutzgebiete, ein Viertes entsteht gerade. Die Insel ist einer der wichtigsten „Trittsteine“ auf der Vogelfluglinie. Hier sammeln und erholen sich zweimal jedes Jahr bis zu 135 Millionen Vögel vor, bzw. nach, der Überquerung der Ostsee. Zudem fürchten Umweltexperten, dass das Beleuchtungssystem der Brücke das Orientierungssystem der Vögel stören könnte und so jährlich bis zu 200.000 Vögel mit der Brücke bzw. den Brückenpfeilern kollidieren würden. Fest steht: Durch die etwa ein km langen Rampen die auf deutscher und auf dänischer Seite in die Ostsee gebaut werden wird eine der schmalsten Stellen der Ostsee noch weiter eingeengt. Durch die vielen Brückenpfeiler entstehen Verwirbelungen, welche die tief liegenden Salz- und Sauerstoffhaltigen Wasserschichten mit den oberen, durch Wassereinfluss aus Flüssen und Regen, mit Süßwasser angereicherten Wasserschichten vermischen. Dadurch wird der Salz- und Sauerstoffaustausch zwischen Nord- und Ostsee empfindlich gestört und es besteht die Gefahr, dass die Ostsee „umkippt“. Dadurch, dass der Fehmarnbelt, eines der Nadelöhre der Ostsee, noch weiter verengt wird, erhöht sich auch das Unfallrisiko auf der vielbefahrenen Ostsee um ein Vielfaches. Tankerunfälle, und damit verbunden gewaltige Ölkatastrophen an den Ostseeküsten, scheinen vorprogrammiert.

Und das alles, obwohl viele Kritiker den Bau der festen Fehmarnbelt-Querung für überflüssig halten. Schließlich gibt es durch die Öresundbrücke schon eine Verbindung, auf der der Verkehr ohne Fähren von Schweden über Dänemark bis nach Italien rollen kann. Da die neue Brücke quer zur Hauptwindrichtung liegt wird sie vorrausichtlich für etwa drei Monate jedes Jahr für den LKW-Verkehr, wegen dem sie hauptsächlich gebaut werden soll, gesperrt werden müssen. Die bestehenden Fährlinien können dagegen bei fast jedem Wetter den Fehmarnbelt überqueren. Die fünfundvierzig minütige Überfahrt entspricht genau einer der für LKW-Fahrer vorgeschriebenen  Ruhe pausen, und im Gegensatz zur Öresundbrücke verbindet die Fehmarnbelt-Querung keine Ballungsräume sondern eher Rapsfelder. Es spricht also vieles gegen den Bau dieser gewaltigen Brücke. Aber Fehmarn ist weit weg. Betrifft uns hier in Kiel der geplante Brückenbau auch? Die Antwort ist einfach: Natürlich.

Sollte die Ostsee umkippen, verwandelt sich die Förde in eine stinkende Brühe. An eine Ölkatastrophe an den Stränden vor unserer Haustür wagen wir gar nicht zu denken. Nicht nur auf Fehmarn sind Arbeitsplätze gefährdet. Wenn immer mehr Verkehr vom Wasser auf die Straße verlagert wird, sind auch die Hafenstädte Rostock und Kiel vom Arbeitsplatzabbau betroffen. Die Millionen Euro Steuergelder, die in den Bau der Brücke und der Zubringerstraßen fließen, fehlen dann im ohnehin überlasteten Haushalt des Landes an anderer Stelle. Zum Beispiel im Bildungsetat. Studiengebühren sind dann wohl nicht mehr zu vermeiden um das Lehrangebot der Schleswig-Holsteinischen Hochschulen aufrecht zu erhalten. Und sollte die Fehmarnbelt-Querung, wie sich das Herr Austermann und Herr Carstensen wohl wünschen, tatsächlich zu einem „Brenner des Nordens“ werden, entstehen, besonders bei den zu erwartenden Brückensperrungen, kilometerlange Rückstaus auf den Autobahnen wie der A21 und der A7. Die Heimfahrt am Wochenende oder zu den Semesterferien dürfte dann für viele Studierende zum Alptraum werden.

Es ist also höchste Zeit, dass auch wir in Kiel die drohende Gefahr erkennen und uns dem Protest des Aktionsbündnisses gegen eine feste Fehmarnbelt-Querung anschließen. Stoppt die Fehmarnbelt-Querung!
 

(Florian Jansen, aus der Unizeitung der Rote Christian)
Internet: www.festebeltquerung.de.