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Leserbrief an die Kieler Nachrichten zur Umbenennung des Kieler Yacht Clubs in Alfried-Krupp-Haus

Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist erstaunlich, wie unkritisch die Kieler Politik und auch die berichterstattende Kieler Nachrichten die Umbenennung des Clubhauses des Kieler Yacht Clubs in Alfried Krupp-Haus hinnahmen, handelt es sich doch um eine historisch gesehen höchst problematische Persönlichkeit:

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach war seit 1931 förderndes Mitglied der SS. 1935 wurde er Mitglied des Nationalsozialistischen Fliegerkorps, wo er zuletzt den Rang eines Standartenführers innehatte. Er wurde 1938 Leiter der Rüstungsabteilung von Krupp, trat im selben Jahr in die NSDAP ein und wurde nach der "Lex Krupp" von Adolf Hitler alleiniger Leiter und Eigentümer des Unternehmens. Mit der Übernahme der Firma wurde Alfried Krupp Hauptverantwortlicher für die Ausbeutung der Arbeitskraft von Häftlingen aus Konzentrationslagern und von Zwangsarbeitern in seinem Unternehmen. Mindestens 100.000 Zwangsarbeiter wurden bei Krupp eingesetzt. Im April 1945 wurde Krupp von amerikanischen Truppen unter Arrest gestellt, 1948 wegen der engen Beziehungen zwischen dem Unternehmen und dem nationalsozialistischen Regime sowie der Ausbeutung von Zwangsarbeitern vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg angeklagt und zu 12 Jahren Haft und Einziehung seines Vermögens verurteilt. 1951 kam er wegen einer Amnestie vorzeitig frei.

In Kiel gibt eine unselige Tradition in der Namensvergabe anbelastete Persönlichkeiten. Daran hat sich, wie die jüngste Umbenennung zeigt, nichts geändert, nein, bei den Stadtoberen fehlt auch jegliche Sensibilität dafür, solange nur das Geld fließt.
 

Tim Schwabedissen