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Kommentar:
Vorbild Deutschland

Schon gemerkt? Deutschland geht es gut. Deutschland geht es blendend. Der Kapitalismus strahlt. Nicht nur in Brunsbüttel und  Geest- hacht, sondern vor allem in der Banken-City Frankfurt, am Sitz der BASF in Ludwigshafen, in Stuttgart bei Daimler und Porsche. Die Exporte boomen, Asien kauft deutsch, die Profite der Konzerne explodieren: Im 1. Halbjahr 2007 stiegen gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres die Gewinne bei Siemens um 30%, Allianz +33%, Deutsche Bank +33%, RWE +59%, E.on +40%, Daimler +150%, Bayer +230%, BASF +10% usw. usf.

Und was ist das Geheimnis dieses Erfolgs? Die Genügsamkeit deutscher Gewerkschaften. In Frankreich, auf das von hier so mancher neidisch schaut, wegen der dortigen Streik-Traditionen, hört man des öfteren von Gewerkschaftern anerkennende Worte über hiesige Zustände, wo doch der Organisationsgrad so hoch ist. Nur: Was machen wir daraus? Nirgendwo sonst (außer in Japan) ist es in den vergangenen zehn Jahren den Kapitalisten gelungen, die Lohnstückkosten faktisch einzufrieren. Längst ist die Schere zwischen den hiesigen Konzernen und ihrer Konkurrenz in Frankreich, Italien, Großbritannien und den USA weit auseinander geklafft. Während sich noch immer Belegschaften mit der Drohung der Verlagerung nach Osteuropa oder Asien einschüchtern lassen, ist es längst das  Billig- lohnland Germany, das in Europa mächtig auf die Löhne drückt. Der hiesige Sozialabbau und Lohnraub ist das Vorbild für Sarkozy in Frankreich. Dort wird demnächst eine neue Offensive der Unternehmer auf Einkommen und Arbeitsverhältnisse der Lohnabhängigen und Ausgegrenzten einsetzen.

Hierzulande sollten wir uns vielleicht schon mal überlegen, wie wir darauf reagieren. Mit Sicherheit werden Sarkozys Angriffe zu heftigen Reaktionen der Betroffenen in den Betrieben und den Trabantenstädten führen. Internationale Solidarität ist für Linke  sowieso eine Selbstverständlichkeit (oder sollte es sein). Aber diesmal wird es ganz handfest auch um unsere eigenen Interessen gehen: Wenn Sarkozy sich durchsetzt, dann wird in Europa eine neue Runde der Verelendung der Erwerbslosen und der Beschäftigten eingeläutet, dann werden Daimler, VW, ThyssenKrupp & Co. versuchen, nachzuziehen, um ihren Vorsprung zu verteidigen. Die Zeche bezahlen wir.
 

 (wop)