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Gentechnik:
Verursacher müssen zahlen

Wir hatten bereits in der letzten Ausgabe berichtet, dass in Schleswig-Holstein einige Bauern unwissentlich gentechnisch veränderte Rapssaat ausgebracht hatten. Im folgenden veröffentlichen wir nun einen offenen Brief, den Wiebke Freudenberg und Andrea Kraus im Namen der Bürgerinitiative gentechnikfreies Schleswig-Holstein an Landwirtschaftsminister der Länder Schleswig-Holstein,  Mecklenburg-Vor-
pommern und Niedersachsen sowie des Bundes geschrieben haben. „Mit großer Bestürzung über die Ende August  bekanntgewordene gentechnische Kontamination von Raps-Saatgut stellen wir Ihnen einige Fragen mit der Bitte um Beantwortung.  Dieser erneute Skandal der Agro-Gentechnik-Industrie beweist anschaulich wie  dringend und zukunftsweisend unsere Forderungen sind.

Fragen:

• Wurden alle betroffenen Bauern bereits ermittelt und benachrichtigt?

• Welches Amt/Abteilung kontrolliert die Vernichtung der Saat vor Ort? Wann?

• Wo wurde das Saatgut vermehrt? Gab es dort in den letzten 10 Jahren Freisetzungsversuche?

• Wie wird sichergestellt, dass von diesem Standort keine weitere Verunreinigung droht?

Forderungen an die Politik:

Erneuerung des Gentechnik-Moratoriums!

Gentechnik hat nichts im Freiland zu suchen, dies zeigen die ungewollten Verunreinigungen. Koexistenz ist eine absolute Unmöglichkeit und führt zwangsläufig zu Verunreinigungen, dies weiß die Gentechnik-
Industrie und belegt es selbst mit jedem neuen Skandal (Starlink-Mais in den USA, Gen-Reis aus den USA 2006 weltweit exportiert, Basta-Raps hier und heute, alles BAYER-Produkte).

Der Verursacher muss haften!

Für sämtliche Kosten muss der Verursacher haften, dies ist der Hersteller der nachgewiesenen gentechnischen Veränderung, also BAYER-Crop-Science. Wenn der Saatgutbetrieb nachweislich keine Gentechnik verwendet, ist er genauso Opfer der gentechnischen Verunreinigung wie die Bauern und sollte von BAYER entschädigt werden.

Kosten und Risiken nicht auf die Allgemeinheit abwälzen!

Eine Haftung/Entschädigung durch die Allgemeinheit/den Staat ist abzulehnen. Es kann nicht sein, dass die Gewinne bei den Konzernen verbleiben, aber die Kosten und das Risiko bei der Allgemeinheit.

Bessere Kontrollmöglichkeiten durch bereitgestelltes Referenzmaterial!

Für alle weltweit! freigesetzten gentechnischen Konstrukte müssen die Hersteller verpflichtet werden, das zur Analyse nötige Referenzmaterial kostenlos und auf Dauer (mind. 20J. nach letzter Freisetzung) zur Verfügung zu stellen. Im Fall der Kontamination von Reis durch ein BAYER-Genkonstrukt im Jahre 2006, hatte BAYER die Analysen dadurch behindert, dass sie das Referenzmateriel erst auf starken Druck hin zur Verfügung stellten. Das darf nicht sein!

Vorsorgepflicht an erster Stelle!

Der Schutz der Bevölkerung und unserer Umwelt muss an erster Stelle stehen. Dazu müsssen die  Ministerien/Lebensmittelunter- suchungsämter sehr viel besser ausgerüstet werden, um den neuen Anforderungen durch die Gentechnik gerecht werden zu können. Sämtliche Kosten sollen die Hersteller der gentechnischveränderten Organismen tragen, denn durch deren zunehmende neue Genkonstrukte wird es immer aufwändiger alle möglichen Verunreinigungen zu finden.

Untersuchung aller Freisetzungsflächen der letzten 10 Jahre!

Wir fordern eine konsequente Beobachtung und Untersuchung aller Gentechnik-Freisetzungsflächen der letzten 10 Jahre. Je nach Kulturart müssen verschiedene Parameter berücksichtigt werden (z.B.: Raps - Durchwuchs; Bt-Mais - Bt-Konzentration im Boden; Übertragung von Antibiotikaresistenzmarkern auf Bodenbakterien etc.).

Öffentliche Datei der Freisetzungsflächen!

Die Bundesregierung mit dem ehemals zuständigen Robert-Koch-Institut und dem heute zuständigen Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, haben die Freisetzungen genehmigt. Verschiedene Unternehmen, Landwirtschaftskammern und Bauern haben sie durchgeführt. Es muss eine öffentlich einsehbare Datei mit sämtlichen Freisetzungsorten seit Beginn der Gentechnik erstellt werden, um Kontaminationen und Wechselwirkungen zumindest in Deutsch land nachvollziehen zu können. Dieser Fall zeigt noch einmal eindrücklich, dass das geplante Gentechnikgesetz nicht die richtigen Antworten auf die realen Probleme gibt. Koexistenz ist offensichtlich nicht möglich! Ein erneutes Gentechnik-
moratorium ist das mindeste, was wir zum Schutz der künftigen Generationen benötigen.“