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Kommentar:
Herbeigebombter Terror

Angesichts dessen, dass es sich um eine bundesweite Demonstration handelte, waren die knapp 10.000, die am 15. September in Berlin gegen den Krieg in Afghanistan demonstrierten, alles andere als ermutigend. Die Luft scheint im Augenblick etwas raus zu sein. Nach der erfreulichen Mobilisierung gegen den G-8-Gipfel im Juni ist das bedauerlich und nicht ganz logisch. Offenbar ist sich die hiesige  Öffentlichkeit noch nicht recht bewusst, dass Deutschland in Afghanistan in einen regelrechten Krieg verwickelt ist. Auch das angeblich nur Polizeiaufgaben ausführende ISAF-Kontingent, an dem deutsche Bodentruppen beteiligt sind, wird mehr und mehr in die  Kampfhandlungen verwickelt. Und siehe da, auch Deutschland scheint in das Visier der Fanatiker zu geraten, die dem Ruf der hiesigen Fundamentalisten nach einem „Kampf der Kulturen“ offenbar gerne folgen.

Aber vielleicht will man ja genau das. Zu gut passte die Verhaftungen vom 4. September zu den lautstarken Forderungen von Schäuble, Beckstein & Co. nach weiteren Verschärfungen. Die Beweislage für die internationalen Verbindungen der Verhafteten erweist sich bei näherem Hinsehen allerdings als dürftig. Die „Islamische Dschihad Union“, der die Islamisten angehören sollen, war bisher nur aus Zentralasien bekannt und galt zumindest einigen Insidern als bloße Erfindung des usbekischen Geheimdienstes.

Irgendwie riecht das alles, aber das trübe Gemenge aus Verwirrten, Provokateuren, Eigeninteressen der Verfolgungsbehörden und politischen Machinationen ist für den unbeteiligten Beobachter schwer zu durchschauen. Da hilft es, sich an ein paar Offensichtlichkeiten zu orientieren: 1) Terroranschläge lassen sich nicht mit Kampfflugzeugen am Hindukusch vehindern. 2) Das fortgesetzte Töten von Zivilisten, Kinder eingeschlossen, mit Hilfe deutscher Tornados kann nur die Verbitterung steigern und so Al Kaida & Co. neue Rekruten zutreiben. 3) Innenpolitiker der Union und zum Teil der SPD scheinen ein erhebliches Interesse zu haben, die hiesige antimuslimische Hysterie immer wieder anzufeuern, denn die lässt sich prächtig zum weiteren Abbau der Bürgerrechte nutzen.

(wop)