Die Lokführer wollen streiken, aber viele linke Gewerkschafter reagieren äußerst verhalten, manche sogar feindselig. Das ist angesichts der miesen Löhne, gegen die gekämpft wird, schon etwa verwunderlich. Doch den Kritikern geht es ums Prinzip: Die Gewerkschaft der Lokführer ist nicht im DGB, und das ist für die Linken das Haar in der Suppe. Die vom DGB verkörperte Einheitsgewerkschaft gilt ihnen nämlich meist als etwas Heiliges. Nur dankt ihnen das keiner. Die SPD-dominierten Gewerkschaftsbürokratien haben seit den 1950er Jahren keinerlei Probleme damit, Kommunisten und andere Linke auszuschließen. Zwei große Ausschlusswellen hat es seit jener Zeit gegeben, und selbst heute kommt es hin und wieder noch vor, dass gegen Mitglieder linker Organisationen oder gegen Gewerkschafter, die es wagen auf oppositionellen Listen zur Betriebsratswahl anzutreten, gewerkschaftsinterne Verfahren eingeleitet werden.
Dennoch: Auf die Einheitsgewerkschaft lassen die meisten
Linken – von den Anarchisten und Anarcho-
syndikalisten einmal abgesehen – nichts kommen. Die Einheit
gilt als eherne Lehre aus der Niederlage von 1933, als sich SPD, KPD und
ADGB (Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund) als unfähig erwiesen,
zu einer gemeinsamen Aktion gegen den Machtantritt des Faschismus zu finden.
Vereint fand man sich erst im KZ und den Folterkellern der SA wieder.
Allerdings wäre die Einheit 1933 nur dann sinnvoll
und hilfreich gewesen, wenn die Gewerkschaften auch im richtigen Augenblick
zum Generalstreik aufgerufen hätten. Ob aber die kämpferischen
Kräfte sich damals hätten durchsetzen und die zögerlichen
Teile der Arbeiterbewegung mitziehen können, wissen wir nicht. Was
wir allerdings wissen, ist, dass heute die DGB-Gewerkschaft transnet nicht
kämpfen will. Weder für höhere Löhne noch gegen die
Privatisierung der Bahn. Da ist es doch eigentlich ganz gut, dass die kleine
GDL sie vorführt, zumal transnet mit ihrer versöhnlerischen Haltung
ihre eigene Existenz gefährdet. Viel-
leicht lässt sich ja, wenn die GDL erfolgreich ist
und die transet-Mitglieder die richtigen Schlüsse ziehen, irgendwann
die Einheit auf neuer, kämpferischer Grundlage wieder herstellen.