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Unglaublich aber wahr

Arbeitgeber gründen eigene Gewerkschaft

DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki bezeichnete letzte Woche die Ankündigung einer Konkurrenz - Gewerkschaftsgründung für Postdienstleister durch einen Arbeitgeberverband als ungeheuerlichen und in der Geschichte der Bundesrepublik bislang einmaligen Vorgang. "Diese, von oben’ verordnete und von den Arbeitgebern abhängige so genannte Gewerkschaft kann nur das Ziel willfähriger Tarifabschlüsse verfolgen", kritisierte DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki. Im Grundgesetz sei vom Recht auf Koalitionsfreiheit die Rede, die gleiche Augenhöhe und Freiwilligkeit der Beschäftigten voraussetze. Davon könne hier augenscheinlich keine Rede sein. "Es ist schon absurd, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich einer Interessenvertretung anschließen sollen, die für weniger Lohn, kämpft' als den, der kürzlich von ver.di mit dem Arbeitgeberverband Postdienste e.V. ausgehandelt wurde."  Es bestünden zudem berechtigte Zweifel an der Durchschlagskraft dieser "Gewerkschaft". "Erstens haben sie keine Mitglieder, zweitens keine Streikkasse, kurzum: ein zahnloser Tiger", sagte Claus Matecki."Und sollte plötzlich doch Geld da sein, liegt der Verdacht nahe, dass diese  Vereinigung von den Arbeitgebern für die Durchsetzung ihrer ureigenen Interessen finanziert wird."

Er habe nicht im Traum erwartet, dass sich ausgerechnet ein ehemaliger Arbeitsminister und Sozialdemokrat wie Florian Gerster an die Spitze einer solchen Ersatzgewerkschaft stelle, sagte Claus Matecki. "Man gewinnt den Eindruck, dass sich der erfolglose Ex-Chef der Bundesagentur für Arbeit auf dem Rücken der Postdienstleister profilieren will." Der DGB fordert die Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Arbeits-
minister Franz Müntefering dazu auf, unbeirrt an dem eigenen Koalitionsbeschluss festzuhalten und den bereits vorliegenden Tarifvertrag zwischen Ver.di und dem Arbeitgeberverband für Postdienste e.V. nun zügig für allgemeinverbindlich zu erklären.

Werner Dreibus, Fraktionsvize und gewerkschaftspolitischer Sprecher der LINKEN im Bundestag hält es für einen Skandal, dass der Arbeitgeberverband "Neue Brief- und Zustelldienste" jetzt eine gelbe Gewerk-
schaft für Briefzusteller gründen will. "Hier werden  demokratische Grundprinzipien auf das Schwerste verletzt", sagte Dreibaus.

hg