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Kommentar:
Vorsicht Heuchler

Selbst UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon meint inzwischen, dass für die Regierungen die Zeit zum Handeln gekommen sei. Die Wissenschaftler hätten alle Fakten auf den Tisch gelegt, am drohenden Klimawandel könne es keinen ernsthaften Zweifel mehr geben. Tatsächlich sind wir sogar schon mitten drin. Der Anstieg der globalen Mitteltemperatur geht bereits auf die erhöhte Konzentration der Treibhaus-
gase in der Atmosphäre zurück. Das Ganze ist ein gradueller Prozess: Je länger mit Gegenmaßnahmen gewartet wird, desto dramatischer werden die Folgen. Und: Das Klimasystem reagiert verzögert. Die vollen Auswirkungen der bisherigen  Treibhausgasemissionen werden wir erst in einigen Jahrzehnten zu spüren bekommen. Klotzen statt kleckern, sollte also die Devise beim Klimaschutz heißen.

So weit so gut. Aber es wird ja etwas getan, so scheint es. Die Bundeskanzlerin, die Bildzeitung und selbst die FDP makieren gerne den großen Klimaschützer und in der hiesigen Bürgerpresse kommt keiner auf auf die Idee, mal nach der deutschen Klimabilanz zu fragen. Wieso auch, die 17 oder 18 Prozent der Emissions-Reduktion seit 1990 macht sich doch ganz gut. Nur wenige kommen auf den Gedanken, dass dieser Rückgang vielleicht einfach eine Folge des Kahlschlags-Ost sein könnte, der 1900ff in Neufünfland angerichtet wurde.

Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer, sich einen Überblick zu verschaffen, um das reale Handeln der Regierenden hinter aller propagandistischen Schaumschlägerei zu erkennen. Zu den größten Treibhausgas-
quellen in Deutschland, rund 40 Prozent, gehören die Stromkonzerne mit ihren Kohlekraftwerken. Besonders übel sind die Braunkohleanlagen im Rheinland und im Südosten in Brandenburg und Sachsen. An zweiter Stelle folgt der PKW- und LKW-Verkehr mit knapp 20 Prozent. Und was macht die Bundesregierung auf diesen Sektoren? Sie unterstützt die diversen Pläne für neue Kohlekraftwerke und ringt in Brüssel hartnäckig darum die KW-Abgas- normen zum Nutzen der deutschen Automobilherstellern zu verwässern. Der Protest am globalen Klima-Aktionstag am 8.12. sollte sich zu aller erst gegen diese Politik richten.

(wop)