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Kommentar:
Kriminelle Hetzer

Man kennt das ja irgendwie alles schon. Linke haben es schon tausendmal beschrieben, wie unverant-
wortlich, wie geradezu kriminell bürgerliche Politiker sein können, wie skrupellos sie die eigenen Interessen und die ihrer Auftraggeber aus den Führungsetagen der Konzerne verfolgen. Trotzdem schafft Hessens Ministerpräsident Roland Koch es immer wieder, demagogische Ausfälle zu produzieren, die einem einfach die Sprache verschlagen. Wenn es einen Oskar für Hetze gäbe, dann hätte er ihn allemal verdient. Der einzige Lichtblick ist, dass er damit – sofern man den Meinungsumfragen trauen kann – nicht einmal bei der eigenen Wählerschaft richtig punkten kann.

Keine Frage, dass die Linke den Rassismus in Kochs Ausfällen gegen Jugendliche geißeln muss. Unter anderem muss man auch vielen bürgerlichen Journalisten erklären, dass ein von einer vor über 40 Jahren eingewanderten Frau geborener Jugendlicher oder junger Erwachsener kein Ausländer ist. Natürlich gibt es in vielen Großstädten ein Problem mit desorientierten und perspektivlosen zumeist männlichen Jugend-
lichen, die besinnungslos um sich schlagen. Und natürlich muss etwas dagegen getan werden. Aber es handelt sich um ein deutsches Problem, ein Problem dieser Gesellschaft und ihrer kaputten Strukturen. Es hat nicht das geringste mit dem Pass der jungen Männer zu tun, sondern vielmehr damit, wie überaus mies dieses Land die Kinder der unteren Gesellschaftsschichten behandelt.

Ein paar andere Ereignisse, die zur gleichen Zeit wie die üble Münchener Schlägerei kurz die Titelseiten der Zeitungen beherrschten, sind anders als diese sofort wieder aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden: Eine Frau erstickte ihre Kinder, ein Mann ging auf offener Straße mit einer Axt auf seine Ex-Frau los, ein anderer erstach erst seinen Bruder und dann sich selbst. Das alles zur  Weihnachtszeit. Offenbar ist diese Gesellschaft krank, sehr krank. Und diese Krankheit, dieser ständige Krieg des Jeder-gegen-jeden, hat sehr viel mit der geistigen und materiellen Armut zu tun, die sich im Land immer mehr ausbreitet. Aber wie im jeden Krieg, gibt es  auch Kriegsgewinnler, und die schicken Koch mit seinen Hass-Parolen vor, damit die Unterlegenen nicht auf den Gedanken kommen, über eine Medizin gegen diese gesellschaftliche Krankheit namens Umverteilung und Kapitalismus nachzudenken.

(wop)