Der Handyhersteller Nokia hat angekündigt, dass er
bis Mitte des Jahres sein Werk in Bochum schließen will. Die Produktion
in Deutschland werde eingestellt und an "wettbewerbsfähigere Werke"
in Europa verlagert, weil dort die Lohnsklaven offensichtlich billiger
sind. Im Bochumer Nokiawerk arbeiten 2.300 KollegInnen. Außerdem
sind weitere 1.000 Stellen bei Zulieferbetrieben in der Region und weitere
1.000 LeiharbeiterInnen betroffen. Einige KollegInnen sind bereits gekündigt
worden. Nokias Profitrate vor Steuern soll bei über 20 Prozent liegen.
Vom Land NRW hatte der Konzern 60 Millionen Euro erhalten. Nach Ablauf
der vereinbarten Rückforderfristen wollen die Kapitalisten den
Laden nun dicht machen. Als unmenschlich bezeichnete eine Betriebsrätin
die Entscheidung der Nokiakapitalisten. Eine 33jährige Kollegin
sagte gegenüber AP: „Wir schieben Überstunden, arbeiten uns den
Buckel krumm, weil es angeblich so gut läuft, und dann so was“.
Der IG Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard hat dem Nokia-
Management Gewinnsucht zu Lasten der Menschen vorgeworfen.
"Das Werk in Bochum soll nicht geschlossen werden, weil es defizitär
ist, sondern weil es der Gewinnsucht des Nokia-Managements nicht genügt:
Das ist eine bodenlose Sauerei!“
Eigentlich wollte auch ich die Nokiakapitalisten
ordentlich beschimpfen, weil mir die verzweifelten KollegInnen nicht aus
dem Kopf gehen. Aber eigentlich machen die doch nur das, was Kapitalisten
machen müssen, nämlich Profite. Das ist bei Nokia genauso wie
bei Motorola, BenQ, AEG und überall dort, wo Arbeitsplätze vernichtet
wurden oder noch werden. Bei Nokia werden jetzt wahrscheinlich harte Ausein-
andersetzungen um Abfindungen und Sozialpläne
folgen. Besser wäre es jedoch wenn die KollegInnen diesen profitablen
Betrieb einfach besetzen, in Eigenregie, vielleicht mit finanzieller
Unterstützung der Bundes- und Landesregierung, weiterarbeiten und
das Nokiamanagement nach Ungarn oder Rumänien auslagern! Zu befürchten
ist allerdings, dass tausende KollegInnen und ihre Familien
zukünftig auf ALG 1 und/oder Hartz IV angewiesen sind.
Daran wird auch das erbärmliche Gejammer (Karawanenkapitalismus,
Subventionsheuschrecken, die die Politik ja selbst gezüchtet haben)
der Neoliberalen und Reformdemokraten, die auf soziale Verantwortlich-
keiten der Kapitalisten setzen, nichts ändern. Kapital
kennt aber keine Moral! Solange eine Gesellschaft auf Profitstreben,
Wettbewerbsfähigkeit und neoliberales Gedankengut setzt, wo Löhne
und Gehälter Kostenfaktoren sind, wird und kann es keine soziale Gerechtigkeit
geben, sie ist unmenschlich.