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Demonstration gegen Kohlekraftwerk:

Kraftwerksbau verschoben

Rund 400 Menschen beteiligten sich am 2. Februar an der Auftaktdemonstration der BürgerInneninitiative "Umweltfreundliche  Energie- versorgung für die Region Kiel". Am Wasserturm in Dietrichsdorf startete die Demo, die sich vor allem gegen ein neues Kohlekraftwerk in Kiel richtete. Über 26 Schilder u.a. mit  "Stadtwerke zurück in kommunale Hand" und "Global denken, lokal handeln" und großen Transparente "Kohle killt Klima" und "Saubere Kohle- die dreckige Lüge". An der Demonstration durch das Dietrichs-
dorfer Wohngebiet beteiligten sich auch viele Jugendliche, eine "Clownsarmee" und auch weitere Gruppen und Initiativen wie NABU, BUND, SDAJ, Attac, Grüne, SPD-Mönkeberg und DKP. Gerufen wurde u.a. "Was ist die Parole: Wir wollen keine Kohle", "Das ist uns jetzt zuviel: Keine Kohle in Kiel", "Da schwafeln sie vom Klima und finden Kohle prima".

Die Kundgebung fand direkt vor dem Tor des Gemeinschaftskraftwerkes statt, wo Sybille Macht-Baum-
garten Vorsitzende des BUND-S-H auf die veraltete Technologie hinwies und Willi Voigt für die BürgerInneninitiative klarstellte, dass sich die BI für eine zukunftsweisende Energieversorgung unter demokratischer Kontrolle ausspricht. Danach ging die Demo weiter zum Strand, wo im kalten Wind Lieder gesungen wurden und die Clowns-Armee noch einen Sketch aufführte.

Am drauf folgenden Montag veranstaltete die BI auf dem Asmus-Bremer-Platz einen alternativen Runden Tisch um den Druck auf den runden Tisch von Stadtwerke und E.ON zu erhöhen. Um 12 Uhr wurden der Oberbürgermeisterin Frau Volquartz 6.000 Unterschriften gegen ein neues Kohlekraftwerk in Kiel überreicht zusammen mit einem Korb mit Kohle und symbolisch dreimal soviel CO2 (welches bei der Verbrennung entsteht), den sie mit zur Sitzung nehmen sollte. Auf der Sitzung des runden Tisches der Stadtwerke, die natürlich nicht-öffentlich in einem Kieler Hotel stattfand, wurden die Ergebnisse zweier Gutachter vorgelegt. Die Gutachter, bezahlt von den Kieler Stadtwerken, das Öko-Institut Freiburg und der Energieberatung Enerko (Aachen) legten sechs Modelle vor, davon drei mit Kohle und bestätigten, wofür sie schließlich bezahlt werden: Nur zwei Kohlekraftwerkslösungen seine "hinreichernd wirtschaftlich". Obwohl angeblich aus ökologischer Sicht das Gas und Dampf-Erdgaskraftwerk am besten da stehe, scheide es aber wegen Unwirtschaftlichkeit aus.

Nach dem Treffen bekam die BI und der BUND einen persönlichen Anruf durch die Oberbürgermeisterin. Die Kraftwerksplanungen seien um drei Jahre verschoben worden. Dies hatten die Gutachter empfohlen, weil es zu viele Unsicherheiten gibt: Es gelte die weitere Entwicklung der Technik der CO2-Abscheidung  und die generelle Entwicklung der Energiepreise abzuwarten und auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem Handwerk zu prüfen.

Die Stadtwerke hatten bereits eine Presseerklärung vorbereitet in der es heißt: „Wir stehen zu unserer Aussage, das Energiekonzept für Kiel nur mit und nicht gegen die Bürger zu entwickeln“, sagt Grützmacher. Gleichzeitig heiß es zu den Risiken eines Aufschubs: Ein längerer GKK-Ausfall verhindere "die Dividendenfähigkeit der Stadtwerke". Zunächst war der Jubel groß, denn der Aufschub ist ein Erfolg des Protestes der BI. Aber das Thema ist damit nicht vom Tisch, sondern es soll damit möglicherweise nur vom weiterem Protest abhalten und das Thema aus den Kommunalwahlen heraushalten werden. Wir werden ihnen einen Strich durch die rechnung machen! Es muss weitergehen, auch wenn es drei Jahre dauert. Die Gutachten müssen öffentlich diskutiert werden und die Kommunalpolitik auf eine umweltfreundliche Energieversorgung festgelegt werden. Wenn sich die Stadt der Diskussion verweigert, werden wir das eben selbst organisieren! Sie haben uns bereits angedroht, dass es nach Wirtschaftlichkeit geht und das ginge nur mit einem Kohlekraftwerk. Die Gewinne gehen an die Unternehmen (Energiekonzerne EON, MVV usw.) und die Folgen (-kosten) trägt die Allgemeinheit (und die Natur). Das Ziel bleibt: die Energieversorgung muss in Bürgerhand und unter Bürgerkontrolle sein. Die BI wird ihren Protest fortsetzen und die Politik der Energiekonzern angreifen.

        (uws)