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Kommentar:
Afghanistan: Der Krieg wird ausgeweitet

Das war mal wieder ein Polittheater der besonderen Art. Erst fordert die US-Regierung deutsche Truppen für den Kampf gegen die Taliban im Süden und gibt der Bundeskanzlerin die Gelegenheit, sich vom Säbelrasseln des Washingtoner Bündnispartners abzusetzen. Und dann das: Eine 200 Mann starke Kampftruppe soll in den Norden Afghanistans verlegt werden. Da fragt man man sich unweigerlich, ob die in Berlin uns tatsächlich für so blöd halten. Natürlich geht es im Süden noch etwas heißer zu, aber dass es in Afghanistan längst kein wirklich befriedetes Gebiet mehr gibt hat sich doch wirklich inzwischen herum gesprochen. Auch, dass die Soldaten nicht den zivilen Aufbau schützen, sondern durch ihre Anwesenheit eher gefährden. Zivilisten, die helfen wollen, das Land aufzubauen, halten sich von den Soldaten möglichst fern, um nicht als Teil der Kriegspartei gesehen zu werden. Und auch die Trennungslinie zwischen den kämpfenden Truppen im Süden und der unter anderem von Deutschland getragenen ISAF-Mission verwischt mit der Entsendung endgültig. Afghanische Kämpfer werden die Soldaten kaum befragen, welcher Mission sie angehören, bevor sie die nächste Bombe zünden oder sie unter Beschuss nehmen.

War also nichts mit deutscher Deeskalationspolitik. Vor allem nicht, wenn man sich das Umfeld anschaut: Die USA beginnen langsam den Krieg nach Pakistan zu tragen. Schließlich wissen sie aus der Zeit, in der sie den afghanischen Islamismus in Kooperation mit religiös-reaktionären Kreisen Saudi Arabiens und dem pakistanischen Geheimdienst aufbauten, wie sehr miteinander verwoben die Auseinandersetzungen in Pakistan und Afghanistan sind. In dieses Pulverfass wollen die Amis nun offenbar mit de Fackel in der Hand hinein marschieren. Dafür sollen ihnen im Norden deutsche Truppen den Rücken frei halten. Zu meinen, dass diese mit dem ganzen nichts zu tun haben, mit der Eskalation, den toten Zivilisten, den zerbombten Dörfern ist naiv. Fast so naiv wie der Propaganda-Glaube, mit diesem Krieg lasse sich der islamistische Terror bekämpfen. Wie er durch den westlichen Militarismus vielmehr stündlich neue Nahrung bekommen wird, lässt sich schon heute in Irak oder auch in den palästinänsischen Gebieten beobachten. Nur diesmal wird Deutschland mitten drin stehen. Mit allen schrecklichen Konsequenzen.

       (wop)