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Europäisches Sozialforum:
Im September nach Malmö

In diesem Jahr wird es wieder ein Europäisches Sozialforum geben, und zwar vom 17. bis zum 21. September im südschwedischen Malmö. Mitte Februar einigten sich in Berlin etwa 200 Delegierte aus allen Ecken Europas über eine Reihe inhaltlicher Details, wie die so genannten Themenachsen. Mit denen werden die inhaltlichen Schwerpunkte festgelegt. Überraschungen gab es dabei nicht. Wie in den Jahren zuvor werden Themen wie der Kampf gegen Krieg und Besatzung, die Unterdrückung von Frauen und Einwanderern, Umwelt- themen, Bildung und nicht zuletzt die Kämpfe gegen Sozialabbau eine wichtige Rolle in den zahlreichen Diskussionen spielen. Junge Teilnehmer aus der Ukraine forderten außerdem eine stärkere Betonung des Kampfes gegen Faschismus ein. Der spiele in vielen osteuropäischen Ländern eine große Rolle, und sei keine rein ideologische Angelegenheit, sondern fände auf der Straße statt. Immer wieder käme es zu tätlichen Angriffen auf Linke und Antifaschisten.

Eine Besonderheit wird bei diesem Forum sein, berichtet Tord Björk vom Organisationskomitee, dass stärkere Anstrengungen unternommen werden, um ausgegrenzte nationale Minderheiten wie die Sinti und Roma oder die Samen Nordskandinaviens einzubeziehen. Sehr weit sei man damit aber leider noch nicht gekommen. Auch in manchen Ländern hapert es noch sehr mit den Kontakten, berichtet Björk, der für die internationale Zusammenarbeit in der Vorbereitung zuständig ist. Insbesondere aus Großbritannien und Irland gebe es bisher keinerlei Rückmeldungen.

Dennoch rechnen die schwedischen Veranstalter mit 20.000 Teilnehmern. Der größere Teil der schwedischen Gewerkschaftsbewegung hat seine Unterstützung zugesagt und beteiligt sich auch finanziell. Insgesamt kalkuliert das Komitee Kosten von 1,6 Millionen Euro. Etwas über 100.000 Euro davon besteht aus einem Fond, mit dem osteuropäische Teilnehmer unterstützt werden sollen. 425.000 Euro hat die Stadt Malmö zugesagt. Das ist insofern bemerkenswert, als bei diesem Forum nach dem Wunsch der Vorbereiter, die Betonung mehr auf Aktionen und konkreten Kampagnen liegen soll. Neben den unzähligen Seminaren, so Björk, werde es auch Aktionen des zivilen Ungehorsams geben. Objekt des Protestes könne zum Beispiel die örtliche Rüstungsproduktion sein.

Ein längerer Streit entspann sich um die Frage, wie auf die besonderen Probleme Osteuropas eingegangen und die Beteiligung von dort politisch gefördert werden kann. Schließlich einigte man sich darauf, den Widerspruch zwischen Ost und West in das Motto aufzunehmen. Das lautet nun: „Ein anderes Europa möglich machen: Ost und West gemeinsam – bilden wir Bündnisse für Kämpfe und Alternativen“. Außerdem wird die nächste Delegiertenversammlung zur Vorbereitung des Forums in der ukrainischen Hauptstadt Kiew stattfinden.

Die ermüdenden Diskussionen über einzelne Sätze mögen nötig sein, letztendlich ist jedoch das Leben immer ein bisschen komplizierter. In Skandinavien zum Beispiel, so Björk, schmeckt manchem der ausdrücklich Bezug auf Europa nicht. Dieses wird dort von vielen mit der EU gleichgesetzt, und deren Beliebtheit ist sehr begrenzt. Allerdings sieht Björk die Sache eher pragmatisch: „Wir laden eben Leute von außerhalb Europas ein, zum Beispiel die mexikanischen Zapatisten.“ Dadurch wird dann die Beschränkung auf Europa in der Praxis durchbrochen. Eine besondere Gelegenheit wird dazu auch das übernächste Forum bieten. Das, so wurde in Berlin beschlossen, wird 2010 in Istanbul stattfinden.

(wop)