Mehrere Hundert Streikende aus dem Kraftfahrzeughandwerk
haben am 11. April zeitweise die Grenze zwischen Flensburg und Krusa in
Dänemark blockiert. Die IG Metall hatte zu den Warnstreiks aufgerufen,
nachdem die Tarifverhandlungen im schleswig-holsteinischen Automobilgewerbe
ohne Ergebnis abge-
brochen worden waren. „Wir wollen faire Arbeitsbedingungen
und Einkommen. Deshalb werden wir den nötigen Druck entfalten", sagte
der stellvertretende IG-Metall-Bundesvorsitzende Detlef Wetzel während
der Kundgebung.
Die Gewerkschaft fordert für die 16.000 Beschäftigten in Schleswig-Holstein fünf Prozent mehr Lohn. In Kiel und Neumünster hatte die IG Metall zu einem Autokorso aufgerufen. Warnstreiks und Kundgebungen gab es auch in Lübeck, Rendsburg, Bargteheide, Geesthacht und Ahrensburg. Insgesamt folgten nach Gewerkschaftsangaben rund 1.000 Beschäftigte dem Aufruf.
Arbeitskampf nicht ausgeschlossen
„Dies ist eine Warnung an die Arbeitgeber", betonte Wetzel. Die Forderung der Arbeitgeber nach Arbeitszeitverlängerung und Kürzung des Weihnachts- und Urlaubsgeldes sei mit der IG Metall nicht zu machen. „Es muss endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt werden", sagte Wetzel. Er drohte mit Streik. „Wenn sich die Arbeitgeber weiter so stur stellen, ist ein Arbeitskampf nicht ausgeschlossen."
Kfz-Verband: Gewerkschaft soll sich bewegen
Der Kfz-Verband Schleswig-Holstein will nach Aussage seines Geschäftsführers Bernd Schweitzer den Arbeitnehmern ‚eine angemessene Lohn- und Gehaltserhöhung geben’. Allerdings solle dafür in schwierigen Zeiten Weihnachts- und zusätzliches Urlaubsgeld abgesenkt werden können. Das Überleben der Kfz-Betriebe müsse auch bei Tarifverhandlungen im Vordergrund stehen, forderte Schweitzer. Dazu müsse sich die Gewerkschaft aber bewegen. Über die Arbeitsniederlegung hatte er gesagt: „Der Warnstreik überrascht uns, aber er beeindruckt uns nur wenig."
Neue Verhandlungen gefordert
Die Aktion stand unter dem Motto "Die Grenze ist erreicht".
Die Kfz-Handwerker waren aus Flensburg, Nordfriesland, Schleswig und Kappeln
an die Grenze gekommen. Die Streikenden rollten Plakate aus wie ‚Weltklasse
- Autos, Kreisklasse - Bezahlung?’. Die Organisatoren zählten mehr
als 300 Beteiligte. Der Verkehr war vorab auf andere Grenzübergänge
umgeleitet worden. Der Flensburger IG-Metall-Bevoll-
mächtigte Meinhard Geiken rief die Arbeitgeber zu
neuen Verhandlungen auf. „Es ist sinnvoller, über Verhandlungen zu
einem Ergebnis zu kommen statt über Auseinandersetzungen", sagte er.
Kundgebung in Hamburg
Auch in Hamburg, wo ebenfalls über einen neuen Tarifvertrag verhandelt wird, gab es ebenfalls Arbeitsniederlegungen. In der Hansestadt beteiligten sich etwa 700 Beschäftigte an einer Kundgebung. „Die kompromisslose Haltung der Arbeitgeber zwingt uns jetzt zu Warnstreiks. Die Arbeitgeber brauchen offensichtlich den Druck aus den Betrieben", sagte der Verhandlungsführer der IG Metall Hamburg, Friedhelm Ahrens.