Nächste Seite
Kommentar:
Energiepolitik thematisieren

Am 15. Mai, knapp eineinhalb Wochen vor der Kommunalwahl, hat die Kieler Ratsversammlung ein Energie- Klimakonzept  verabschiedet. Auf den ersten Blich scheint das gar nicht so schlecht: Verminderung der Kohlendioxid-Emissionen werden angestrebt, Gebäudesanierung und regenerative Energiequellen sollen gefördert werden und man möchte vermehrt auf Kraft-Wärmekopplung setzen. Unter letzterem versteht man die gleichzeitige Erzeugung von Wärme und Strom meist in kleineren Einheiten, die den Brennstoff wesentlich besser ausnutzt als die großen Kohlekraftwerke, die es im günstigsten Fall mit moderner Technik auf einen Wirkungsgrad von 46 Prozent bringen.

Einziger inhaltliches Manko an dem Konzept scheint auf dem ersten Blick zu sein, dass die Stadt in ihrem Fuhrpark vermehrt Agrardiesel einsetzen will und dieses auch für die KVG anstrebt. Zwar wird die Verwendung an ethische Kriterien gekoppelt, und an einer Stelle ist auch davon die Rede, dass nachwachsende Kraftstoffe nicht der Welternährung Konkurrenz machen dürften. Doch genau das geschieht bereits, und das Konzept bleibt vollkommen unverbindlich in der Frage, wie denn "ethische Kriterien" für den Agrartreibstoff zu kontrollieren wären. Aber wie dem auch sei, wir werden das Konzept hoffentlich in einer der nächsten Nummern etwas genauer unter die Lupe nehmen können.

Bedenklich ist auf jeden Fall das Zustandekommen dieses Textes: Bürgermeister Todeskino hat eine Vorlage schreiben lassen, ein paar Ausschüsse der Ratsversammlung haben darüber diskutiert, und das war's dann. Öffentliche Beteiligung gleich Null. Angesichts der Bedeutung des Themas ist das eigentlich ein Unding. Um den Klimawandel in möglichst erträglichen Rahmen zu halten, müssen Energieversorgung und Verkehr gründlich umgekrempelt werden. Darüber bräuchte es eine breite öffentliche Debatte. Doch die Rathausparteien haben mit ihrem Vorgehen einmal mehr gezeigt, dass sie daran herzlich wenig Interesse haben. Aber davon brauchen wir uns ja nicht beeindrucken lassen. Die Auseinandersetzung um Kiels künftige Energiepolitik hat gerade erst begonnen, und es wird Zeit, dass sich die hiesige Linke – sowohl ihre radikaleren Teile als auch die auf die Parlamente shielende Fraktion – sich mehr einmischt.
 

(wop)