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Kommentar:
Das Öl wird knapp

Der Ölpreis steigt und steigt, und mit ihm nicht nur der Kosten für Benzin und Diesel an den Zapfsäulen, sondern unsere "zweite Miete" und der Gaspreis. Das ist längst nicht mehr nur lästig, sondern es tut richtig weh. Und es sind nicht nur der Sprit und die Heizkosten. Mit dem Öl werden auch die Lebensmittel teurer, weil für Dünger, Produktion und Transport mehr bezahlt werden muss. An billiger Energie hängt unser halbes Konsumenten-Leben, doch die Zeiten billiger Energie sind perdu.

Seit Anfang 2002 hat sich der Preis für Rohöl versechsfacht. Ab und zu macht der Preisanstieg eine kleine Pause, kurzfristig gibt es auch die üblichen Schwankungen, aber unter dem Strich deutet nichts darauf hin, dass der Aufwärtstrend in nächster Zeit gestoppt, oder gar umgekehrt werden könnte. Dabei haben wir hier in der Euroland sogar noch Glück im Unglück: Durch die starke Aufwertung des Euros hat sich für uns der Ölpreis in der gleichen Zeit nur knapp vervierfacht. Und trotzdem gehen inzwischen in Südeuropa und selbst in den Niederlanden Fischer, Bauern und Spediteure für Treibstoffsubventionen auf die Straße, weil sie sich in ihrer Existenz bedroht fühlen.

Und was macht die Regierung? Das Übliche: Merkel simuliert politische Aktivität. Sie werde das Thema auf dem G-8-Gipfel ansprechen. Die Ölmärkte müssen transparenter werden. So einfach ist das. Wir kennen das schon. Im letzten Jahr hat die Bundeskanzlerin auf dem hiesigen G-8-Stelldichein die Klimaschutz-Vor-
kämpferin gemimt, und schon war alles gut, nicht wahr?

Die ganze Veranstaltung erinnert ein wenig an das Pfeifen im Walde. Obwohl es eine wachsende Gemeinde von Fachleuten gibt, die vor dem Nahen des so genannten Peak Oil warnen, dem Punkt, an dem weltweit die Ölfelder das Maximale hergeben, weigern sich die Verantwortlichen in den Regierungen hartnäckig die Realitäten anzuerkennen. Dieser Punkt ist offensichtlich inzwischen sehr nah, und das bedeutet, das die wachsende Nachfrage nicht mehr gedeckt werden kann. Die Preise werden also weiter steigen, und zwar noch sehr viel weiter, und wenn nicht sehr rasch für Energiealternativen gesorgt wird, dann schlittern wir in eine richtig große Weltwirtschaftskrise hinein. Da kann Merkel noch so laut pfeifen.

          (wop)