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G-8-Gipfel in Japan:
Zahlreiche Proteste

Auf der japanischen Insel Hokkaido oder Ainu Mosir, wie es die Einheimischen nennen, beginnt, am Montag, wenn die LinX im Druck ist, der Gipfel der G-8-Staaten. Für drei Tage werden sich die Staats- und Regierungschefs Japans, Rußlands, der USA, Deutschlands, Kanadas, Frankreichs, Italiens und Großbritanniens in dem Ferienort Toyako treffen, weit weg von allen größeren Städten, denn auch in Japan folgt dem Gipfel der Mächtigen der Protest auf dem Fuß. Schon anlässlich des Treffens der G-8-Außen-
minister Ende Juni hatte es in Tokyo Demonstrationen gegeben, und in Sapporo, der nächsten größeren Stadt in der Nähe Toyakos, laufen bereits seit Anfang der Woche Straßenaktionen und Protestver-
sammlungen. Für Montag ist zum Auftakt des Gipfels eine Großdemonstration geplant.

Am Samstag gab es in Sapporo bereits eine Demonstration von etwa 5000 G-8-Gegnern.  Die Organisatoren, sowie Vertreter von ATTAC Deutschland, die an den Protesten teilnehmen, berichten von massiver Polizeigewalt und einem martialischen Polizeiaufgebot. In den Tagen zuvor gab es in Sapporo neben Straßenprotesten auch zahlreiche Veranstaltungen. Unter anderem hatten die Ainus, die ursprünglichen Bewohner Hokkaidos, zu einer internationalen Konferenz der indigenen Völker eingeladen. Vom 6. bis zum 8. Juli wird es einen Gegengipfel geben,. Außerdem werden Protestcamps aufgebaut, aus denen heraus versucht werden wird, den Tagungsort zu blockieren, wenn man nicht gerade damit beschäftigt ist, um die "Anarchistische Fußballmeisterschaft" zu kicken.

Die Proteste der letzten Tage waren täglich anderen Schwerpunkten gewidmet. Der Auftakt wurde am Dienstag mit Aktionen gegen die Kriege der der G-8-Staaten und gegen ausländische Militärstützpunkte gemacht. Initiativen aus Okinawa sind maßgeblich an einem internationalen Netzwerk gegen Militärbasen beteiligt. Auf der südjapanischen Insel, die wie Hokkaido von einer nationalen Minderheit bewohnt ist, kämpft ein erheblicher Teil der Bevölkerung seit vielen Jahren gegen die dortigen US-Stützpunkte. Andere Protestthemen der letzten Tage waren der Kampf gegen die Welthandelsorganisation WTO und gegen Privatisierung, die Lage der Bauern und der Ainu und der Kampf gegen Armut und prekäre Jobs.

Wie bei den G-8-Protesten üblich, gibt es viel internationale Beteiligung. Allerdings versuchen japanische Behörden diese mit Schikanen an den Grenzen zu behindern. So würden zahlreiche internationale Besucher an den Flughäfen stundenlangen Verhören unterzogen, berichtet die deutsche "Gipfelsoli-Pressegruppe". Gegen Mitglieder des koreanischen Gewerkschaftsdachverbandes KCTU gebe es ein Einreiseverbot.

Nach Angaben der Pressegruppe hat das Bundeskriminalamt den japanischen Verfolgungsbehörden bereits im August letzten Jahres Informationen fast aller am Protest in Heiligendamm beteiligter Netzwerke und Bündnisse übermittelt. Japanische Polizisten seien in Berlin unterrichtet worden. Schon im April hatte es gemeinsame Manöver von Polizei und Militär zur Vorbereitung auf die Proteste gegeben. Ganz wie im letzten Jahr die deutsche Polizei, versuchen auch deren japanische Kollegen, den Protest durch Razzien zu kriminalisieren. In Osaka kam es, so die Pressegruppe, Mitte Juni nach Festnahmen und Durchsuchungen von Gewerkschaftsbüros zu tagelangen Straßenschlachten. Für den kommenden Montag erwarteten die Veranstalter 10.000 Teilnehmer zur Großdemonstration.
 

(wop)