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Kommentar:
International gegen Kohle

Dieser Sommer wird der Sommer der Klimacamps. Nicht nur in Deutschland wählen Umweltschützer diese Protestform gegen  Kohlekraftwerke und -abbau, sondern auch in Australien, Kanada, Großbritannien und Neuseeland. In den USA finden gleich drei Camps in verschiedenen Landesteilen statt. In Australien wurden schon Mitte Juli im Hafen von Newcastle zeitweise die Bahngleise und  Förderanlagen blockiert, über die ein großer Teil des Kohleexport des Landes läuft. Australien ist einer der weltweit größten Kohleexporteure. Deutschland bezog im vergangenen Jahr etwa ein Achtel seiner Importe von dort. In Großbritannien wird das Klimacamp übrigens in der Nähe eines Platzes aufgeschlagen, auf dem E.on ein 1,6 Gigawatt Kohle-
kraftwerk errichten will. Der Konzern, der auch in Kiel gerne mit den Stadtwerken ein neues Kraftwerk bauen würde, nutzt die hierzulande kräftig sprudelnden Gewinne nämlich, um sich weltweit  einzukaufen. Und dabei betätigt man sich immer wieder als Klimakiller: Außer hierzulande und in Großbritannien will der Konzern auch in den Niederlanden, den USA, Belgien, Großbritannien und Russland neue Kohlekraftwerke bauen.

Doch wieso wird eigentlich die Kohle zum Fokus der Auseinandersetzungen rund um den Klimawandel? Zum einen wegen ihres großen Anteils am Problem: In Deutschland zum Beispiel stammt rund ein Drittel der Treibhausgase aus der Verbrennung von Kohle in  Kraftwerken. Die derzeit in großer Zahl geplanten Neubauten werden diese Verhältnisse für weitere 40 bis 50 Jahren festschreiben. Zum anderen werden sie aber auch die zentralisierte Struktur der Stromversorgung zementieren und damit die erneuerbaren Energie-
träger wie Windanlagen und Solarzellen massiv behindern. Die Dutzenden von Milliarden, die allein in Deutschland in neue Kohlekraftwerke  gesteckt werden sollen, müssten abgeschöpft und in klimafreundliche Technik investiert werden.

Das unterstreicht, wie wichtig Aktionen wie die Klimacamps sind. Zugleich wäre eine bessere internationale Vernetzung notwendig. Anderswo hat man es mit deutschen Konzernen zu tun, hierzulande dagegen mancherorts mit schwedischen, dänischen oder belgischen Unternehmen. Da wäre eine grenzüber-
schreitende Zusammenarbeit der Gegner sicherlich  sinnvoll.

(wop)