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Kommentar:
Verantwortungslos

Nun soll sie also kommen, die feste Querung des Fehmarn Belts. Anfang des Monats haben die dänische und die deutsche Regierung einen entsprechenden Staatsvertrag unterschrieben. Dänemark kommt für die Kosten von Tunnel und Brücke auf und wird entsprechend die Maut kassieren, Deutschland muss allerdings für die Anbindung auf Fehmarn und weiter südlich sorgen. Eine Milliarde Euro werden Ausbau von Straßen und Eisenbahn diesseits des Belts kosten. Bundesverkehrsminister Tiefensee machte anlässlich der Unter-
zeichnung erneut klar, dass Schleswig-Holstein nicht mit zusätzlichen Geldern rechnen kann. Soll heißen: Alle oder zumindest der größte Teil der Bundesgelder für Verkehrsprojekte zwischen Nord- und Ostsee wird in den nächsten Jahren in das Mammut-Projekt fließen.Dass deshalb das eine oder andere Straßen-
projekt im Land verschoben werden muss, wäre ja vielleicht noch nicht so tragisch, wenn im Ausgleich die katastrophal schlechten Bahnverbindungen verbessert würden. Doch davon kann keine Rede sein: Auch bei der Bahn wird der Infrastruktuausbau durch den Belt-Wahnsinn aufgehalten. Das ist besonders im Falle der Rendsburger Hochbrücke widersinnig.

Glaubt man den Klagen des SSW, dann ist die seit Jahren für den Bahn-Güterverkehr ein Nadelöhr, sodass die Züge zwar inzwischen mit den neuen Brücken über den Großen Belt und den Öresund von Schweden über Dänemark durchfahren könnten, aber am Nord-Ostsee-Kanal ausgebremst werden. Statt einer neuen Querung bei Fehmarn, die dort einige hundert Arbeitsplätze bei den komfortablen und ökonomisch arbeitenden Fähren kaputt machen wird, wäre hier das Geld wesentlich besser investiert. Die  Belt- Querung ist jedenfalls so überflüssig wie ein Kropf, und wird lediglich PKW- und LKW-Verkehr beschleunigen ohne dass die Menschen im Lande etwas davon hätten. Sie zeigt außerdem, dass Klimaschutz sich noch immer auf Sonntagsreden beschränkt. Wochentags fördert man weiter den extrem das Klima belastende Straßenverkehr gefördert; ganz so zudem, als könnten wir noch in 100 Jahren lustig billiges Benzin und Diesel vergeuden. Die bürgerlichen Politiker zeigen einmal mehr, dass von ihnen eine verantwortungsvolle Politik nicht zu erwarten ist.

(wop)