Nächste Seite
150 auf antikapitalistischer Demo in Plön

Themen: Globalisierung & Soziale Kämpfe

Am Freitag, 05. September 2008 demonstrierten in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Plön rund 150 TeilnehmerInnen anlässlich des zeitgleich zu Ende gegangenen "Global Economic Symposium" (GES) für die Abschaffung des Kapitalismus. Das GES im Plöner Schloss fand in diesem Jahr erstmalig statt und ist ein Treffen internationaler selbsternannter ExpertInnen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die nach eigenen Angaben über Lösungswege aus aktuell drängenden Problemen der Welt, wie z. B. dem "Klima-
wandel" debattieren. Veranstaltet wurde das Spektakel, das fortan jährlich stattfinden und als "Mini-Davos" zu einem  Aushängeschild  Schleswig- Holsteins ausgebaut werden soll, bezeichnenderweise u.a. von dem neoliberalen Think-Tank "Kieler Institut für Weltwirtschaft" und dem Erdölkonzern "Wintershall Holding AG", während eine Handvoll vermeintlich kritischer Nobelpreisträger dem ganzen einen menschlichen Touch geben sollten.

Das Anliegen der Demo war, dieser Mischung aus kapitalistischer Propagandashow und tatsächlichem Versuch des Management selbst- verschuldeter Krisen und ihren maximal rein technischen "Auswegen" aus dem katastrophalen Zustand der Erde, eine klare Absage zu erteilen und ihr die Forderung nach Über-
windung der zerstörerischen kapitalistischen Produktionsweise entgegenzusetzen.Der Mobilisierung, die ausschließlich von der lokalen linksradikalen Struktur getragen wurde, folgten am sonnigen Freitagnach-
mittag dann auch größtenteils AktivistInnen aus dem autonomen Spektrum, aber auch aus den Reihen von attac und der Linken/solid beteiligten sich einige an dem gut zwei stündigen Zug vom Bahnhof zum Schloss und wieder zurück. Auch wenn die Stoßrichtung der Demo durch einigermaßen laute Parolen und entsprechende Transpis sowie der medialen Aufmerksamkeit im Vorfeld für Außenstehende  einigermaßen klar gewesen sein dürfte, gab es tiefergehende antikapitalistische Aufklärung leider eigentlich nur während der einen  Zwischenkundgebung in Form von zwei (dafür gelungenen) Redebeiträgen, von denen immerhin noch einer in kleiner Auflage als Flugblatt verteilt wurde. Ansonsten mangelte es an Durchsagen vom Lauti, Redebeiträgen und vor allem Flugblättern. Schade ist dies vor allem, weil die PassantInnen größtenteils recht aufgeschlossen schienen und sich auch die von der Demo produzierten Staus zur weiteren  Gegenin- formation angeboten hätten. Weitere Negativpunkte war die etwas chaotische Organisation, der nervige Alkoholkonsum einiger DemonstrantInnen, eine Handvoll zwielichtiger mutmaßlicher Nazis am Rande der Route und die in den Seitenstraßen immer wieder durchscheinende massive Bullenpräsenz.

Zu spektakulären Zwischenfällen kam es eigentlich nicht, außer als die Polizei kurzfristig durchzudrehen drohte, als einige beherzte  DemoteilnehmerInnen sich den genannten eigenartigen Gestalten am am Straßenrand widmen wollten. Nach Beeendigung der Demo am Bahnhof wiederholte sich etwas in dieser Art noch einmal kurzzeitig.

Insgesamt war das Ganze aber doch eine ganz gelungene, medial wahrgenommene Aktion anlässlich eines nun regelmäßigen Events des institutionalisierten Kapitalismus mit massig Angriffspunkten für linksradikale Kritik, mit dem sich in SH in den nächsten Jahren wohl noch einige mehr als nur die Plöner GenossInnen und einer Handvoll UnterstützerInnen aus Kiel beschäftigen sollten.
 

(Warda Bei 06.09.2008,indymedia)