Krise des globalisierten Kapitalismus
Das kapitalistische System ist geprägt von Finanz-
und Bankenkrisen. Neu sind allerdings die Häufigkeit sowie ihre internationalen
Verflechtungen und Dimensionen. Da für die reale Wirtschaft weniger
Ver-
wertungsmöglichkeiten bestehen, wird viel überschüssiges
Geld, der Pensionsfonds, Investmentfonds, Investmentbanken und Versicherungen,
in die Finanzmärkte zur Renditeerzielung abgeschöpft. Besonders
aggressiv sind dabei die so genannten Hedgefonds. Da das von Unternehmen,
Kleinsparern, Altersver-
sorgern und anderen angehäufte Geld nicht mehr für
reale Investitionen genutzt wird, vermitteln die Banken dieses Geld als
billige Kredite an Finanzinvestoren. Diese aufgeblähten Finanzmassen
verleihen den heutigen Spekulanten immer mehr Macht und Einfluss. Diese
Überakkumulation von „fiktivem Kapital“ führt zur Entstehung
von Bubbles (Blasen), die regelmäßig wieder platzen.
Das Fondsvermögen hat sich um das 22-fache erhöht
Die Pensionsfonds/Investmentfonds und Versicherungen haben
sich in den letzten Jahrzehnten „gut“ ent-
wickelt. Dieses verwaltete Vermögen hat sich seit
den 80iger Jahren um das 22-fache erhöht. Im Gegensatz zu den aggressiven
Hedgefonds mischen sich diese Institutionellen Anleger in der Regel
nicht in das operative Geschäft der Unternehmen ein. Ihren Einfluss
üben sie indirekt über die Vorstände, die teilweise gewinn-
und kursabhängige Gehälter beziehen, durch die Entscheidung,
Aktien zu kaufen, zu halten oder zu verkaufen bzw. Sonderausschüttungen
vorzunehmen, aus. Die Folgen in den Unternehmen sind für die Beschäftigten,
wie bei den Hedgefonds, brutale Kostensenkungen, Personalabbau, Ausgliederungen,
Über-
nahmen, Betriebsschließungen usw..
Hedgefonds kaufen, plündern aus und werfen weg
Die Hedgefonds haben einen großen Einfluss, weil
sie in der Lage sind, in kurzer Zeit gewaltige Summen zu beschaffen und
zu bewegen. Hedgefonds handeln mit allem, was handelbar ist, mit Währungen,
Rinder-
hälften und Getreide; sie spekulieren mit Krediten,
sie kaufen Aktien, indischer und chinesischer Firmen sowie deutsche Wohnungsgesellschaften.
Außerdem hoffen sie auf Preisschwankungen an den inter-
nationalen Handelsplätzen für Rohstoffe, Gas,
Öl und in jüngster Zeit auch für Lebensmittel. Die Renditen
der Hedgefonds sind und waren unterschiedlich. Man geht von Größenordnungen
von 20 bis über 40 Prozent aus. Hedgefonds kaufen, plündern aus
und werfen weg. Sentimentalitäten gibt es in diesem Geschäft
nicht. Besonders betroffen sind Entwicklungsländer, weil diese für
ihre Entwicklung planbares Umfeld benötigen. Die jüngsten Preiserhöhungen
von Lebensmitteln, auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern,
haben dieses deutlich gezeigt.
In Deutschland stieg die Gewinnquote auf 35,4 Prozent
Die Ausbrüche der Finanzkrisen lag und liegt aber
immer in der permanenten Krise der Realwirtschaft, bedingt durch Überakkumulation
von Kapital, relativer Überproduktion und abnehmender Binnennachfrage,
durch Kaufkraftverluste der Mehrheit der Bevölkerung. Die gewaltigen
Geldmengen sind auch das Ergebnis der Umverteilung von Unten nach Oben,
die hauptsächlich in den kapitalistischen Industrieländern
stattge-
funden hat. Bei den Löhnen und Profiten (Primärverteilung)
haben sich die Gewichte weiter zugunsten des Kapitals verschoben. In Deutschland
stieg die Gewinnquote am Volkseinkommen in den letzten sieben Jahren
um 7,6 Prozent auf 35,4 Prozent in 2007, 2000 waren es 27,8 Prozent. Verstärkt
wurde die Um-
verteilung von Unten nach Oben auch durch die fiskal-
politischen Machenschaften (Steuergesetze) der neoliberalen Regierungen
(SPD/GRÜNE, CDU/CSU/SPD in den letzten Jahren. Mehr als 50 Mrd. Euro
hatten Konzerne, Bezieher von Gewinneinkommen und Spitzenverdiener, durch
Aussetzung der Ver-
mögenssteuer, Kürzungen der Unternehmer- und
Spitzensteuersätze sowie der Senkung der Körperschafts-
steuer, mehr in den Taschen. Übrigens können
auch die Hedgefonds ihre Verluste dank Hans Eichel (SPD) steuerlich abschreiben,
während sie ihre Gewinne steuerfrei in den bekannten Steueroasen abschöpfen.
Gestützt auf die gewachsene ökonomische Macht des Kapitals und
des Finanzkapitals, durch Deregulierung der Finanzmärkte und
die gewonnene Mobilität (Globalisierung) wurden der Druck und der
Einfluss auf die Politik weiter verschärft. Die Politik ist zwar noch
nicht entmachtet, sie hat aber verschärfte, neoliberale Formen (Agenda
2010, Hartz, sinkende Renten usw.) angenommen. Und weitere Forderungen
an die Politik werden wieder lauter:
• Weitere Steuersenkungen auf Gewinne und Vermögen
• Senkung der Sozialversicherungsbeiträge
• Abbau öffentlicher Leistungen
• Weitere Privatisierungen öffentlichen Eigentums
• Privatisierungen von Renten und Gesundheit
Während Altbundeskanzler Schmidt vom Raubtierkapitalismus spricht, träumen CDU, FDP, Grüne und SPD von sozialer Marktwirtschaft. Hat es die jemals gegeben? Schließen sich nicht sozial und Marktwirtschaft aus?
Das Dilemma der linken Opposition
Die bürgerlichen Parteien sind überfordert und
machtlos. Sie verpulvern Mrd. an Steuergeldern in marode Banken. Aber auch
die linke Opposition, die Gewerkschaften und z. B. Attac stecken in einem
tiefen Dilemma. Sie wollen das Finanzkapital demokratisieren und kontrollieren.
Einige fordern Verstaatlichung der Banken, andere wollen diese vergesellschaften,
ohne die Eigentumsfrage zu beantworten. Sie gehört aber, auch
aus strategischen Gründen, ins Zentrum von Alternativen zum
Monopol- und Finanz-
kapitalismus. Die Vorstellung man könne ein demokratisches
Finanzsystem schaffen, ohne in die Realwirt-
schaft einzugreifen, ist abenteuerlich. Das Finanzkapital
und der realwirtschaftliche Monopolkapitalismus sind die zwei Seiten einer
Medaille. Deshalb muss man begreifen, dass die Finanzkrise nicht spezielle
Mängel des Finanzsektors sondern die allgemeine Krise des heutigen
globalisierten Kapitalismus ist. Der entscheidende Punkt ist, wie das Verhältnis
der Klassengesellschaft zugunsten der ArbeitnehmerInnen (Arbeiterklasse)
zu verändern ist, und wie die gesellschaftlichen Ressourcen dem Zugriff
des Kapitals zu entziehen und unter demokratischer Kontrolle zu stellen
sind.
Vetorecht der Beschäftigten gegen Unternehmensentscheidungen
Die vorhandenen Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte und der Gewerkschaften müssen ausgeweitet werden. Die KollegInnen und ihre Gewerkschaften benötigen ein Vetorecht gegen die Übernahmen ihrer Unternehmen durch Finanzinvestoren, sowie auf alle Entscheidungen, die die Entwicklung der Beschäftigten betreffen, wie der Verkauf von Unternehmen, Unternehmsteilen und Produktionsverlagerungen.
Die Umverteilung der Einkommen muss umgekehrt werden.
Für die notwendige Umkehr ist der Kampf der Gewerkschaften für
erheb- liche Steigerungen der Löhne und Gehälter notwendig. Das
ist nicht nur not-
wendig aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit, sondern
auch aus volkswirtschaftlicher Vernunft. Weiter auf der Tagesordnung muss
die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn, um Lohndumping
zu verhindern, stehen. DGB – Chef Sommer hat ziemlich spät festgestellt,
dass die deutschen Arbeit-
nehmerInnen zu lange arbeiten. Darum muss die Forderung
nach massiven Arbeitszeitverkürzungen, bei vollem Lohn- und Personalausgleich,
um weiteren Arbeitsplatzabbau zu verhindern und um neue Arbeitsplätze
zu schaffen, endlich auch durch die Gewerkschaften eingebracht und durchgesetzt
werden.