Was wollen die Kohle-Fans?
Hoch her ging es in den letzten Wochen in Sachen Kohlekraftwerk.
Eine große Koalition aus Stadtwerke-
Betriebsrat, CDU und FDP lässt sich vor den Karren
von E.on und MVV spannen. Arbeitsplätze seien in Gefahr, den Kielern
drohen hohe Energiekosten, verkünden sie, und der stellvertretende
CDU-Fraktions-
vorsitzende Stefan Kruber krakeelt: "An Oschmanns Wesen
soll die Welt genesen!" Auf derartigem Niveau wird in einer Landeshauptstadt
Kommunalpolitik betrieben. Wer so daher schwadroniert ist mit Sicherheit
100prozentig faktenresistent, dennoch sollen einige Tatsachen hier noch
einmal wiederholt werden:
-- Der Klimawandel ist bereits im vollen Gange und wird,
wenn ihm nicht endlich Einhalt geboten wird, rund um den Globus verheerende
Überschwemmungen, eine Zunahme der schweren Unwetter und Dürren,
mancherorts eine Ausdehnung der Wüsten, die Ausbreitung von Tropenkrankheiten,
den Untergang ganzer Staaten (zum Beispiel im Südpazifik), die Gefährdung
der Welternährung und den Zusammenbruch der Ökosysteme in den
Weltmeeren und damit der Fischerei zur Folge haben. Um das Schlimmste zu
ver-
hindern muss Deutschland in den nächsten Jahrzehnten
seine Kohlendioxid-Emissionen – mehr als ein Drittel kommen aus Kohlekraftwerken
– um 80 bis 90 Prozent reduzieren. Was zählt mehr Herr Kruber? Diese
naturwissenschaftlich begründeten Fakten oder ihr ideologisch verbrämter
Anspruch auf die Verteidigung der Renditen für E.on und die MVV?
-- In einem neuen Kraftwerk werden kaum mehr Menschen arbeiten, als im jetzigen. Aber in Kiel könnten viele neue Arbeitsplätze entstehen, wenn die Stadtwerke rekommunalisiert und konsequent auf erneuerbare Energien umgestellt würden. Deren Weltmarkt wächst Jahr um Jahr um über 30 Prozent, aber die hiesige Metallindustrie (Beispiel Lindenau) darbt, weil sie die Zeit verschlafen hat.
-- Billige Kohle ist ein Märchen! Der Kohlepreis ist bereits erheblich gestiegen und wird tendenziell weiter klettern, denn Kohle reicht nicht ewig und wird sich spätestens im nächsten Jahrzehnt spürbar verknappen. CO2-Abscheidung wird, wenn sie denn tatsächlich irgendwann funktionieren sollte, den Kohlestrom zusätzlich verteuern. Sonne und Wind sind hingegen kostenlos, und die Technik, sie zu ernten, wird mittelfristig immer billiger.