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Kommentar:
Raus aus Afghanistan!

Natürlich: Keiner wird heute mehr mit vorgezogener Waffe gezwungen, die Uniform anzuziehen. Die Entscheidung, sich für den  Killerjob zu melden, ist eine freiwillige. So freiwillig, wie in einer Gesellschaft, die jungen Leuten aus der Arbeiterklasse meist nur miesbezahlte Knochenjobs zu bieten hat, eben eine Entscheidung sein kann.Und wenn es denn richtig schief läuft, dann hält zur Strafe am Sarg auch noch ein Kriegsminister die Rede. Immerhin hat Minister Franz Josef Jung bei seiner Rede neulich in Saarlouis für die zwei in Afghanistan getöteten Soldaten, den Einsatz erstmals beim Namen genannt. Die Soldaten seien gefallen, hieß es aus seinem Munde. Die Nachrichtensprecher horchten auf. Gefallene gibt es doch nur in einem Krieg. Führt Deutschland also im fernen Afghanistan einen solchen?

Ganz so weit wollte Jung dann doch nicht gehen, aber das ist auch unerheblich. In der Öffentlichkeit, das zeigen die Meinungsumfragen, macht sich darüber sowieso kaum jemand Illusionen. Statt dessen ließ er sich über die Freiheit aus, die die Soldaten verteidigt hätten. Fünf Kinder in Afghanistan – Jung spielte auf die Kinder an, die beim gleichen Anschlag ums Leben kamen – seien nicht weniger wert, als fünf Kinder in Deutschland. Aber ob das auch für jene vielen jungen Opfer US-amerikanischer Raketen gilt, die immer wieder mal bei Familienfeiern getötet werden?

Politiker wie Jung oder auch der Kieler SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Bartels, der für seine Fraktion im  Verteidigungsausschuss sitzt, halten uns tatsächlich für so blöde, dass wir den Zusammenhang nicht sehen, dass wir ihnen tatsächlich abkaufen, der  Einsatz der Bundeswehr habe nichts mit den Kämpfen der britischen, kanadischen und US-amerikanischen Truppen zu tun. Die Afghanen, das hat der Anschlag gezeigt, sehen das anders. Sie haben die Nase gestrichen voll von ausländischen Heilsbringern, und entsprechend haben die Taliban Zulauf. Letzteres ist natürlich nicht schön, auch für Afghanistan nicht, aber die fremden Truppen werden dieses Problem offensichtlich nicht lösen können, sondern es nur verschärfen. Fragt sich nur, wie viele Soldaten und afghanischen Kinder noch sterben müssen, bis das auch die hiesigen bürgerlichen Parteien kapieren.

(wop)