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Was Wind & Co. leisten können

Diejenigen, die das Fördeufer mit einem Kohlegroßkraftwerk verschandeln möchten, erwecken gerne den Eindruck, die erneuerbaren Energien seien etwas für die Öko-Nische, etwas, das nicht weiter ernst genommen werden muss. Die Zahlen sprechen allerdings eine andere Sprache: Derzeit stammt rund 15 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus Wasser- und kleinen Biogaskraftwerken sowie aus Wind- und Solaranlagen. 2007 waren es 14,2 Prozent, 2006 11,2 Prozent. 2007 wurden 87,45 Milliarden Kilowattstunden an elektrischer Energie von den Erneuerbaren geliefert.

Und so wird das Wachstum weitergehen: Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), ein Lobbyverband, in dem vor allem die Kohlefans von E.on & Co. aber auch viele Stadtwerke sitzen, geht davon aus, dass 2014 rund 180 Milliarden  Kilowattstunden Strom aus Windrädern und ähnlichem kommen wird. Das wären bei gleich bleibenden Verbrauch etwas über 30 Prozent des deutschen Bedarfs. Wobei angemerkt werden muss, dass die Prognosen des BDEW in den letzten Jahren von der Entwicklung meist übertroffen wurden.

Die juwi-Gruppe, ein Unternehmen aus Rheinland-Pfalz, das inzwischen in aller Welt Windparks und große Solaranlagen plant und zum Teil auch betreibt, hat Anfang September ausgehend von der BDEW-Prognose eine Abschätzung für 2020 angestellt. Schon eine bloße Fortschreibung ergibt demnach für 2020 einen Anteil der Erneuerbaren von rund 50 Prozent. Rechnet man noch die Ziele der  Bundesregierung ein, die einen effizienteren Umgang mit Energie vorsehen, dann könnte der Anteil sogar noch höher sein, weil der Verbrauch hoffentlich sinkt.

Der größte Anteil dieses Wachstums wird übrigens von Windanlagen an Land kommen. Der große Ausbau der Offshore-Windfelder wird noch etwas auf sich warten lassen, meinen die juwi-Leute. Man muss allerdings keine Angst haben, dass die Landschaft restlos  verspargelt wird. Zum einen haben einige süddeutsche Bundesländer bisher noch fast keine Windräder, obwohl sie durchaus auch mit Regionen gesegnet sind, in denen sich eine "Windernte" lohnen würde. Zum anderen sind moderne Windanlagen erheblich  leistungsfähiger, als die alten Mühlen aus den 1990er Jahren. Diese werden in den nächsten 15 Jahren nach und nach ersetzt werden, wodurch die Dichte der Windräder ab, der Gesamtertrag der Windparks aber zunehmen wird.

Nebenbei bemerkt stellt die juwi-Studie fest, dass die Dezentralisierung der Stromversorgung auch zum Stromsparen beiträgt.  Netzverluste, die aufgrund der  langen Wege heute rund fünf Prozent des produzierten Stromes ausmachen, könnten vermindert werden.Außerdem hätten Großkraftwerke einen etwa 50mal so hohen Eigenbedarf an Energie wie Windkraftanlagen. Immerhin fünf Prozent der  erzeugten elektrischen Energie würden sie selbst benötigen, heißt es bei juwi, Windräder hingegen nur 0,1 Prozent.

 (wop)