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Linke nominieren Raju Sharma als OB-Kandidaten

Die Kieler Linken haben mit Raju Sharma einen eigenen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahlen der Landeshauptstadt am 15. März kommenden Jahres vorgestellt. Der 44-jährige, gebürtige Hamburger steht seit 1990 in Diensten des Landes Schleswig-Holstein, seit  2005 arbeitet der Ministerialrat als Referatsleiter in der Kulturabteilung der Staatskanzlei. „Raju Sharma bringt alle Qualifikationen und Qualitäten mit, die man sich von einem Oberbürgermeister nur wünschen kann“, so  Heinz Wieser, Kreissprecher der Kieler Linken.

„Ein Grund für meine Kandidatur ist, den Kielerinnen und Kielern am 15. März überhaupt eine echte Wahl zu ermöglichen“, sagt Sharma, der 2005 nach 13-jähriger Mitgliedschaft aus der SPD ausgetreten ist. Er spielt damit auf seine Gegenkandidaten von CDU und SPD an, die als Vertreter der Großen Koalitionen auf Bundes- und Landesebene beide für eine Umverteilungspolitik zulasten der sozial Schwachen stünden. Wer dies nicht wolle, hätte ohne eine Kandidatur der LINKEN nur noch die Möglichkeit, auf sein Stimmrecht zu verzichten. „Das ist wie die Wahl zwischen Masern und Mumps.“ Beide Gegenkandidaten seien in ihre Parteiräson eingebunden, die es ihnen unmöglich mache, die Interessen Kiels selbstbewusst und vernehmbar bei Bund und Land zu vertreten und das zu tun, was für die Menschen dieser Stadt am besten wäre, so Sharma weiter. Ziel der Linken und ihres Kandidaten, dessen Vater aus Indien stammte, ist es „die Sorgen und Nöte der Schwächsten und Verletzlichsten dieser Gesellschaft auf die politische Agenda zu bringen. Wenn uns das gelingt, dann hat sich der ganze Einsatz schon gelohnt."

Neben den sozialen Themen setzt Sharma weitere Schwerpunkte. „Wir sind entschieden gegen jede Privatisierung, gerade auch der Stadtwerke. Die öffentliche Daseinsvorsorge gehört in öffentliche Hand. Und ich möchte Oberbürgermeister einer Stadt sein, die zu ihren Bürgerinnen und Bürgern steht, gleich welche Hautfarbe, religiöse Überzeugung oder politische Gesinnung sie haben. Eine Stadt, die um ihre Vergangenheit weiß und sich zu ihrer geschichtlichen Verantwortung bekennt.“ Auch außerhalb des Kieler Kreisverbandes stößt Sharma bei den Linken auf große Zustimmung. „Er kann mit dem vollen Rückhalt der Bundes- und der Landespartei rechnen“, so Landessprecherin Cornelia Möhring.

Die Linke, Kiel
 Hier dokumentieren wir einige Statements von Raju Sharmazu seinen Gegenkandidaten und den Themen Soziales, Privatisierung und gesellschaftliche Toleranz.

Gegenkandidaten:

„Eine Kandidatur der LINKEN ist gut für die Menschen in Kiel, weil diese Menschen sonst nur die Alternative hätten, entweder einen Vertreter der auf Bundes- und Landesebene regierenden großen Koalition zu wählen, oder aber gar nicht zur Wahl zu gehen. Das ist wie die Wahl zwischen Masern und Mumps.Gar nicht zur Wahl gehen, wäre nicht gut für die Demokratie und die wenigen Möglichkeiten einer direkten Beteiligung des Volkes, zumal CDU und SPD im Land gerade beschlossen haben, die Direktwahl der Landräte wieder abzuschaffen. Aber die Wahl eines Großkoalitionärs kann auch keine ernsthafte Alternative sein. Beide Kandidaten stehen für eine - mehr oder weniger - rigorose Umverteilungspolitik zulasten der Schwächsten dieser Gesellschaft. Beide Kandidaten sind in eine Parteiräson eingebunden, die es ihnen unmöglich macht, die Interessen Kiels selbstbewusst und vernehmbar beim Bund und beim Land zu vertreten und das zu tun, was für die Menschen dieser Stadt am besten wäre.“

Soziales:

„Ich kann die Situation von Menschen, die in Armut leben oder von Armut bedroht sind, aus eigenem Erleben nachvollziehen und beurteilen..Ich weiß, wie sich Armut anfühlt. Ich kann mir vorstellen, was es heißt, Existenzängste zu haben. Was es bedeutet, auf „staatliche Transferleistungen“ angewiesen zu sein, damit man die nächsten Tage, die nächsten Wochen und den nächsten Monat über die Runden kommt. Ich weiß wie schwer es ist, dabei sein Selbstbewusstsein zu bewahren und seine Würde zu behaupten, von der es in unserer Verfassung heißt, sie sei unantastbar. Ich will als Oberbürgermeister dafür sorgen, dass dieser Verfassungsanspruch für jeden Menschen in Kiel gefühlte Wirklichkeit wird.“

Privatisierungen:

„Die derzeitige Amtsinhaberin ist da offenbar völlig schmerzfrei: „Stadtwerke? Weg damit! Städtische Wohnungen? Kein Bedarf! Schulbausanierung? Sollen andere machen!“

Und die SPD?

Der Verkauf der städtischen Wohnungen geht auf ihr Konto, bei den Stadtwerken haben sie die Kurve gerade noch einmal gekriegt, wie es aussieht. Aber so sehr die Kieler SPD mittlerweile auch bemüht ist, ihrem „Nein“ zu weiteren Privatisierungen etwas mehr Festigkeit in der Stimme zu verleihen, so unklar und schwammig bleibt sie doch, wenn es um Sponsoring und so genannte PPP-Finanzierungsmodelle geht. Unsere Position ist demgegenüber ganz eindeutig: Die öffentliche Daseinsvorsorge gehört in öffentliche Hand.“

Gesellschaftliche Toleranz/Antifaschismus:

„Ich will als Kieler OB dafür sorgen, dass die Stadt sich zu Wort meldet, wenn rechte Gewalttäter und Neonazis wieder anfangen, Menschen mit anderer Gesinnung oder mit anderer Hautfarbe körperlich zu bedrohen, wenn sie wieder Steine in Schaufenster werfen, Läden zerstören und wenn sie diese ganze braune Soße über die Stadt vergießen und deutlich machen, dass sie auch über 60 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft nichts begriffen haben.

Ich möchte Oberbürgermeister einer Stadt sein, die zu ihren Bürgerinnen und Bürgern steht, gleich welche Hautfarbe, religiöse Überzeugung oder politische Gesinnung sie haben. Eine Stadt, die um ihre Vergangenheit weiß und sich zu ihrer geschichtlichen Verantwortung bekennt. Eine Stadt, die zu ihren demokratischen Traditionen steht und sie täglich neu begründet. Eine Stadt, deren Bürgerinnen und Bürger sich bei allen politischen Meinungsverschiedenheiten doch in einem Wunsch unverbrüchlich einig sind. In dem Wunsch, dass von der Stadt Kiel immer nur Frieden und niemals Krieg ausgehen soll: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“