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Aktuelles aus Kiel

Die Privatisierung der Kieler Stadtentwässerung unter Beteiligung eines Konzerns wie Veolia oder durch Remondis/MVV ist zunächst vom Tisch, wie dem Kooperationsvertrag der Kieler Ratsparteien zu ent-
nehmen ist. Noch existiert allerdings der Beschluss vom Oktober 2006, nach dem der Abwasserbetrieb auch in eine Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt werden soll. Es kann wohl zu Recht  behauptet werden, dass der dem Tiefbauamt zugeordnete Abwasserbetrieb der Stadt Kiel mit dem zugehörigen Klärwerk in Bülk gut  aufgestellt ist. An dem gebührenfinanzierten städtischen Regiebetrieb sind auch die 19 Umland-
gemeinden angeschlossen, die ihren  Gebührenanteil an die Stadt Kiel zahlen. Der Abwasserbetrieb be-
schäftigt in der Hauptverwaltung 52 Mitarbeiter, im Klärwerk 50  Mitarbeiter (davon 15 im Schichtbetrieb), 20 in der Pumpstation in der Wik und 38 Mitarbeiter in zwei Betriebshöfen, die  zusammengelegt werden sollen. Zum städtischen Trennkanalsystem gehören 460 km Schmutzwasserleitung, 570 km Regenwasser-
leitung, 40 km Druckleitung und 46 Pumpstationen. 19 Mio. qm Abwasser werden pro Jahr entsorgt. 375.000 Einwohnereinheiten (incl. Industrie) liefern täglich 52.000 qm. Die Leitung des Abwasserbetriebes steht der Umwandlung in eine AöR, solange sie im öffentlich rechtlichen Rahmen bleibt, offen gegenüber, denn sie mussten in der Vergangenheit des öfteren erleben, wie seitens der Politiker mit Personalsparmaß-
nahmen (z.B. im Rahmen des Eckwertebeschlusses) gedroht wurde und eine notwendige Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen als Vorwand für die Privatisierung genommen wurde.

In einem eigenen Betrieb könnte selbstständig mit den Gebühren gewirtschaftet  werden. Trotz der Trenn-
kanalisation (In vielen Städten wie z.B. Hamburg werden Abwasser und Regenwasser über eine gemein-
same Kanalisation entsorgt) liegt der Kieler Betrieb mit seinen geringen Abwassergebühren im bundesweiten Ranking auf Platz 26 von 100. Die Kieler zahlen zzt. 1,81 Euro pro Kubikmeter, was im Vergleich mit anderen Städten wenig ist. Und dies mit einer sehr modernen Abwasserentsorgung, die nahezu ohne Um-
weltbelastung und mit hoher Effizienz arbeitet. 80% des eigenen Strom- und Wärmebedarfs wird z.B. über durch Klärschlamm erzeugtes Methangas in eigenen Blockheizkraftwerken gedeckt. Das gereinigte in die Ostsee eingeleitete Abwasser ist nahezu frei von Stickstoff und Phosphat. In der Kläranlage in Bülk arbeiten hochmotivierten Mitarbeiter, die über eigene Werkstätten verfügen und mit ihren Ideen zur  Modernisierung und Weiterentwicklung der Anlage beitragen. Seit Jahrzehnten beweist der gesamte Betrieb seine Kompetenz durch  Verbesserung der Qualität der Abwasserentsorgung. Es ist zu hoffen, dass dies auch nach der Umwandlung in eine AöR so bleibt. Der bestehende Sanierungsstau der alten Kanalisation (schätzungsweise 55 Millionen Euro) ist, wie auch in der Vergangenheit, mit den Erfahrungen und dem Personal des eigenen Kieler Abwasserbetriebes mit einer geringfügigen Gebührenerhöhung machbar. Die Kanalsanierung bleibt eine notwendige Aufgabe, die aber nicht gleichzeitig an jedem Ort und auch nicht in kurzer Zeit erledigt werden kann, ohne die gesamte Stadt lahm zu legen.

Die BürgerInneninitiative umweltfreundliche Energieversorgung in der Region Kiel will den Angriffen der Kohlekraftwerkbefürworter durch eine Fortführung der öffentlichen Diskussion um die Zukunft der Energieversorgung begegnen. Gerade wurde ein Vorschlag für regeneratives Energiekonzept für Kiel vorgestellt, welches bis 2020 einen Umbau auf eine dezentrale Energieversorgung ohne Kohle- und Atomstrom vorsieht und die Kosten und Möglichkeiten im Einzelnen darlegt. Es wurde über eine weiter-
gehende inhaltliche Strategie und konkrete Forderungen diskutiert. Im nächsten Jahr sollen dazu in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden und Organisationen eine Reihe von Veranstaltungen durchgeführt werden und Infomaterialien erstellt werden. Dabei wird es auch um die sozialen Folgen einer konzernge-
steuerten Energiepolitik gehen, desweiteren um die gesundheitlichen Auswirkungen und  auch um die internationalen Aus- wirkungen der Klimapolitik. Am 20. Dezember will die BI um 11 Uhr  am Dreiecks-
platz an einem Stand auf ihre Ziele hinweisen und den Widerstand gegen ein neues Kohlekraftwerk in Kiel (und auch anderswo) bekräftigen.

Der Energieversorger MVV hat seinen Umsatz und Gewinn im letzten Geschäftsjahr um 17 Prozent auf über 2,6 Mrd Euro trotz des angeblich starken Wettbewerbs gesteigert. Der Unternehmensgewinn stieg auf 170 Mio. gegenüber 109 Mio im Vorjahr. Als Grund wurde der Ausbau des bundesweiten Vertriebsnetzes angeführt, z. B. auch mit sog. Umweltgeschäften. Damit meinen sie z. B. die Thermische Restmüllent-
sorgungsanlage TREA in Leuna. Auch in Schleswig-Holstein verspricht sich der Konzern wachsende Umsätze. Hier z.B. indem sie mit den Lübecker Stadtwerken zusammenarbeiten, die erhebliche Probleme mit den sich verschärfenden Wettbewerbsbedingungen haben und die Verluste zu verzeichnen haben, die u.a. auf die von der Bundesnetzagentur vorgeschriebene Senkung der Netzdurchleitungsgebühren zurückzuführen seien.

Die Lübecker Stadtwerke wollen jetzt ihren Strom in Kiel kaufen. Auch mit den Stadtwerken in Eckern-
förde wollen die Kieler zusammenarbeiten. Hier in der  Lieferung eines neuen Ökostromangebotes. Insgesamt versucht sich der MVV-Konzern und die von ihm kontrollierten Stadtwerke umweltfreundlich zu präsentieren. In Kiel installierten die Stadtwerke in der Holtenauer Grund- und  Hauptschule ein kleines Mini-Blockheizkraftwerk was jährlich 88 MWh Strom und 174 MWh Wärme liefert. Kiels Bürgermeister Todeskino begrüßte es bei der Einweihung als „ein Schritt in die Zukunft“, dem sich die Stadtwerke nicht verschließe, denn die CO2-Einsparung sei bemerkenswert. Gleichzeitig schalten die Stadtwerke Kiel Image-Anzeigen, in denen sie für umweltfreundliche Kraft-Wärme-Kopplung z. B. am Gymnasium Elmschenhagen werben, mit dem Spruch: “Wir machen unsere Hausaufgaben – für eine Zukunft mit umweltfreundlicher Energie: sicher, zuverlässig und typisch norddeutsch.“ Gleichzeitig halten sie an dem Bau eines 800 MW-Kohlekraftwerkes in Kiel als einzige Lösung fest.

Es geht schließlich um MaximalProfite und dazu ist auch der Handel mit Öko-Strom und eine  umwelt-
freundliche Erscheinung nur dienlich.  Laut des Vorstandsmitgliedes der MVV und neuen  Aufsichtsrats-
vorsitzenden der Stadtwerke Kiel Werner Dub werde die MVV zunehmend auf erneuerbare Energien setzen. Da dürfen wir gespannt sein, ob er sich mit dem neuen Aufsichtsratmitglied der Stadt Kiel Willi Voigt zusammentut und von dem Bau eines neuen Kohlekraftwerks in Kiel Abstand nimmt.

600 Landesbedienstete demonstrierten am 9. Dezember in Kiel. Die Gewerkschaft ver.di machte mit dieser Aktion zu Beginn der Tarif- und Besoldungsrunde 2009 für die Beschäftigten der Landesverwaltungen und der Hochschulen sowie für die Beamtinnen und Beamten der Landes- und Kommunalverwaltungen auf die Bedeutung und Notwendigkeit öffentlicher Dienstleistungen aufmerksam. „Der öffentliche Dienst ist Motor für Wirtschaft und Gesellschaft. Die Menschen sind auf die guten öffentlichen Dienstleistungen mit ihrer ordnenden und schützenden Wirkung angewiesen. Und wer gut arbeitet, wie die Tarifbeschäftigten der Landesverwaltung und der Hochschulen, wie die Beamtinnen und Beamten der Landes- und Kommunal-
verwaltung, hat Anspruch auf gutes Einkommen: Ein Einkommen, mit dem die Beschäftigten auskommen; ein Einkommen, welches den Tätigkeiten und der Qualifikation entspricht“, so Frank Hornschu vom ver.di Büro in Kiel. „Die fortgesetzten konzeptionslosen Privatisierungen, Personalreduzierungen und massiven Einkommenskürzungen müssen ein Ende haben.

Die Wirtschaft sowie die Bürgerinnen und Bürger des Landes Schleswig-Holstein haben ein Recht auf gute öffentliche Dienstleistungen. Gerade die weltweite Finanzmarktkrise und die bevorstehende Wirtschaftskrise machen deutlich: Die Gesellschaft braucht einen gut funktionierenden öffentlichen Dienst – einen Staat der Handlungsfähig ist – sonst werden die Finanzhilfen der Gesellschaft zu  verbranntem Geld. Wir wollen kein verbranntes Geld sondern Hilfe für die Wirtschaft, das hilft den Menschen. Zum handlungsfähigen Staat gehört eine gerechte Bezahlung und eine personell aufgabengerechte Ausstattung – unser Staat ist nicht gut ausgestattet, die Gefahr dass die Finanzhilfe verbrennen ist groß – diese Gefahr muss eingedämmt werden. 18-19 Stunden Arbeitstage sind zurzeit die Regel, es gibt zigtausende Überstunden, Urlaubssperren und ständige Arbeit an den Wochenenden. Qualifiziertes Personal ist kaum zu bekommen, weil die Bezahlung so schlecht ist – die Finanzhilfen dürfen nicht verpuffen“, so Hornschu weiter. Deshalb fordert ver.di: 8 % mehr  Ein- kommen, mindestens 200,- Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Die Verlängerung des Übergangsrechts für die  Tarifbeschäftigten. Die zeit- und inhaltsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses für die Beamtinnen und Beamten der Landes- und Kommunalverwaltung sowie das komplette Weihnachts-
geld zurück. Für die jungen Frauen und Männer in der Berufsausbildung mindestens 120,- Euro mehr Ausbildungsvergütung und die Übernahme nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung.

(uws)