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Kommentar:
Eine Frage der Verteilung

Hatte eigentlich noch irgendwer Zweifel? Die Leserinnen und Leser der LinX wohl kaum. Im Zweifelsfall lässt die Regierung wie jetzt in den Klimaverhandlungen in Brüssel und Poznan (Polen) jedes Propa-
gandamäntelchen beiseite und betreibt knallharte, ungeschminkte Lobbypolitik im Interesse der Industrie. Und zwar nicht irgendeiner Industrie, nicht etwa im Interesse der kleinen aber aufstrebenden Solar- oder Windbranchen, die zwar ganz normal kapitalistisch funktionieren und mitunter recht gewerkschaftsfeindlich agieren, auch wenn uns ihre Produkte  sympathisch sind, die aber noch viel zu schwach sind, um im großen Konzert mitspielen zu dürfen. Sondern im Interesse der großen Konzerne, die einfach so weiter machen wollen, wie bisher; obwohl ihr Wirtschaften und das ihrer Kumpels andernorts uns gerade eine Weltwirt-
schaftskrise beschert, wie sie der Planet vermutlich zuletzt vor ziemlich genau 80 Jahren sah. Und obwohl ihre Art zu Wirtschaften nicht nur die Energiereserven unwiederbringlich verschleudert und uns in den nächsten Jahrzehnten eine dramatische Energiekrise bescheren könnte, sondern auch noch das globale Klima in einer dramatischen Weise zu verändern droht, die Milliarden Menschen Elend und Not bescheren wird, wenn ihr nicht endlich Einhalt geboten wird.

O.k., für die Leserinnen und Leser dieser Zeitung ist es nicht wirklich überraschend, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel zur großen Bremserin in Sachen Klimaschutz mutiert ist. Nicht ganz so deutlich ist vielleicht der Zusammenhang zur Wirtschaftskrise: Der  Überfällige Umbau der Industriegesellschaft, die massive Förderung der erneuerbaren Energieträger und die energetische Sanierung der Gebäude um den Bedarf an Heizenergie zu senken, könnte Hunderttausende Jobs schaffen. Klimaschutz wäre zugleich ein gigantisches Konjunkturprogramm. Wenn dann auch noch der Subventionsstau bei Schulen und Hochschulen im Lande aufgelöst würde, wenn Bahn und ÖPNV massiv ausgebaut würden, und die Krankenhäuser wieder mit ausreichend Personal besetzt würden, dann wäre ein erheblicher Teil der Krise abgefedert.

Dafür ist kein Geld da? So ein Blödsinn! Die Wirtschaftsleistung Deutschlands (und der meisten anderen Länder) ist heute wesentlich stärker, als noch vor 25 Jahren. Trotzdem geht es uns schlechter. Alles eine Frage der Verteilung.

 (wop)