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Antifaschismus:
Naziaufmarsch am 28.03. in Lübeck stoppen

Wer am 28. März nicht zur großen Demo „Wir zahlen nicht für Eure Krise!“ nach Berlin fahren will oder kann, sollte trotzdem nicht die Beine unter den Tisch strecken. Am gleichen Tag planen Nazis einen Aufmarsch in Lübeck, und ein breites Bündnis hat Gegenaktionen angekündigt. Wer es religiös mag, kann in Lübeck um 9 Uhr zu verschiedenen Protestgottesdiensten gehen, ansonsten gibt es eine antifaschistische Kundgebung um 10 Uhr am Hauptbahnhof.Aufgerufen wird von zahlreichen Organisationen, darunter auch viele SPD- und Gerwerkschaftsgliederungen, daneben unter anderem Frauengruppen, Einwanderer- und Jugendorganisationen, Autonome, die Linkspartei, Avanti und nicht zuletzt die Kirchen. Im Aufruf heißt es unter anderem:

„Am 28. März 2009 wollen Nazis wieder durch Lübeck marschieren. Als Anlass soll die Bombardierung Lübecks durch die britische Luftwaffe im März 1942 herhalten. Das ist heuchlerisch und zynisch! Denn es war Nazi-Deutschland, welches den 2. Weltkrieg entfachte und so Europa und die ganze Welt in Brand setzte.

Ganz bewusst verschweigen die Nazis, dass die Bomben auf Lübeck eine Reaktion auf den deutschen Eroberungs- und  Vernichtungs- krieg waren. Kurz zuvor war die britische Stadt Coventry durch deutsche Luftangriffe vollständig zerstört worden. Das Geschehen von damals wird komplett aus seinem historisch-politischen Kontext gerissen. Die Toten der Bombardierung Lübecks werden von den Nazis benutzt, um den Holocaust zu verharmlosen und die millionenfachen Verbrechen des Nationalsozialismus vergessen zu machen. Die Geschichte mahnt uns, den Nazis heute rechtzeitig und konsequent entgegenzutreten.

Der jährlich stattfindende Marsch durch Lübeck hat sich zu einem Treffen von Nazis aus ganz Nord-
deutschland entwickelt.  Veranstaltungen wie diese fördern, wenn sie erfolgreich durchgeführt werden können, den Einstieg in die Nazi-Szene, zelebrieren den Zusammenhalt im Sinne einer national-
sozialistischen Identität und dienen ihrer Vernetzung. Vor einigen Jahren hat sich daher ein breites Bündnis aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Organisationen zusammengefunden. Bei allen unterschiedlichen  weltanschaulichen, politischen und religiösen Positionen eint uns die Überzeugung, dass die Demokratie der Naziideologie grundsätzlich, undiskutierbar und ganz entschieden gegenübersteht. Weil wir das Recht auf freie Meinungsäußerung als ein hohes Gut schätzen, dürfen wir denen keinen Raum geben, die die unveräußerlichen Menschenrechte mit Füßen treten und die Demokratie beseitigen wollen. Mit Gottesdiensten und Prozessionen, gemeinsamen Kundgebungen und vielfältigen Aktionen auf Straßen und Plätzen haben wir dies in den vergangenen Jahren klar und deutlich zum Ausdruck gebracht.

So ist es uns 2006 gelungen, die Nazis aus der Innenstadt herauszuhalten, indem wir mit unserer Demonstration auf der Holstentorbrücke stehen geblieben sind. 2007 konnten wir eine Kundgebung der Nazis auf dem Kohlmarkt verhindern, da wir uns nicht aus dem Bereich unseres Auftaktortes entfernt haben. 2008 hat ein Teil von uns den Nazi-Aufmarsch durch St. Lorenz-Nord mittels einer Sitzblockade in der Hansestraße erheblich verzögern können. An diese kleinen und großen Erfolge, die auch Erfolge des Zivilen Ungehorsams waren, wollen wir in diesem Jahr anknüpfen. Die Form unserer Aktionen haben wir dabei stets bewusst so gewählt, dass sie verantwortbar sind und vielen Menschen eine Beteiligung ohne Angst ermöglichen sollen.

Wenn sich am 28. März 2009 mehrere Tausend Menschen am geplanten Ort der Auftaktkundgebung der Nazis versammeln und sich von dort nicht mehr wegbewegen, werden die Nazis nicht marschieren.“