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60 Jahre NATO:
Kein Grund zum Feiern

Der Vertrag zur Gründung der NATO wurde 1949  von Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Kanada, Luxem- burg, Niederlande, Norwegen, Portugal, USA unterzeichnet. Griechenland  und die Türkei kamen 1952 dazu.  Die Sowjetunion reagierte 1955 mit der Gründung des Warschauer Paktes. Acht Ostblockstaaten  unterzeichneten den „Vertrag über Freundschaft,  Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand“. Die BRD wurde durch die Pariser Verträge, vom Mai 1955, in die NATO aufge-
nommen. Frankreich verließ 1966 die militärischen Strukturen der NATO, will jetzt aber wieder in der Kommandoebene mitmischen. Spanien wurde 1982 Mitglied der NATO.

Nach dem Ende des Warschauer Paktes und dem Zusammenbruch der Sowjetunion war der NATO zunächst das Feindbild abhanden gekommen und geriet in eine Legitimationskrise. Eine Auflösung  wurde aber nie in Erwägung gezogen. 1991 wurde ein „Neues strategisches Konzept“ beschlossen. Schon in diesem Konzept sah die NATO weltweite Sicherheitsrisiken, was angeblich schnelle Eingreiftruppen notwendig mache. 1999 wurde der formale defensive Charakter, mit dem Angriff auf Jugoslawien zu den Akten gelegt. Seit 1999 gibt es eine global agierende NATO die überall dort eingreifen, auch „out of area“ und wenn notwendig, auch ohne UNO- Beschluss, wo „gemeinsame Interessen“ und / oder „Sicherheits-
interessen“ der NATO-Staaten“ berührt sind. Solana (ehemaliger NATO-Generalsekretär) 1999: „Wir brauchen den UNO-Sicherheitsrat nicht“. Am 24. März 1999, beginn des Luftangriffskrieges auf Jugoslawien, hat die NATO das Völkerrecht zerlegt und die die Weichen zum Interventionsbündnis gestellt. Der größte und blutigste Militäreinsatz nach dem Jugoslawienkrieg findet seit 2001 in Afghanistan statt.

Die NATO-Osterweiterung wurde von Deutschland, durch den Anschluss der DDR, eingeleitet. 1999 wurden Polen, Tschechien und Ungarn in das Bündnis aufgenommen. 2004 erfolgte der Beitritt von Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, Slowakei und Slowenien. Damit wurde der Einkreisungsring im Norden und Westen Russlands abgeschlossen. Die Ukraine und Georgien haben Aufnahmeanträge gestellt. 2008 hat die NATO eine Mitgliedschaft dieser Länder grundsätzlich nicht ausgeschlossen.

Militärausgaben

2007 wurden weltweit 1.214 Mrd. Dollar für Militär, Waffen und Kriege ausgegeben. Die Industrieländer geben zehnmal mehr Geld für ihr Militär als für Entwicklungshilfe aus. Die NATO gab 2007 823 Mrd. Dollar aus. Alleine die USA 547 Mrd. Dollar. Der Anteil der NATO beträgt 67,8 Prozent der weltweiten Ausgaben. Der Anteil Chinas beträgt 4,8 Prozent, Japans 3,6 Prozent und Russlands 2,9 Prozent.

Atomwaffen

8 Länder besitzen Atomwaffen mit über 10.000 Atomsprengköpfen. Die Amerikaner besitzen ca. 3600 strategische und 500 taktische Sprengköpfe. Die Russen besitzen ca. 3100 strategische und ca. 2000 taktische Sprengköpfe. Frankreich 348, Großbritannien 185, China 161, Israel 80, Indien 60-70 und Pakistan 60 strategische Sprengköpfe. Deutschland besitzt mit dem Tornado-Kampfflugzeug nach wie vor Atomwaffenträger. In Büchel lagern mindestens 20 einsatzbereite US-Atombomben.

Deutschland ist Europameister,die NATO-Staaten Weltmeister im Großwaffenexport.

Die größten Exporteure von Großwaffensystemen

USA
7.454 Mio. US-Dollar
Russland
4.588 Mio. US-Dollar
Deutschland
3.395 Mio. US-Dollar
Frankreich
2.690 Mio. US-Dollar
Niederlande
1.366 Mio. US-Dollar
Großbritannien
1.151 Mio. US-Dollar
Italien
562 Mio. US-Dollar
Quelle: SIPRI

Landesverteidigung und zwar nur  dann „wenn das Bundesgebiet oder Natomitglieder (Bundesver-
fassungsgericht) mit Waffengewalt angegriffen werden oder ein solcher Angriff unmittelbar droht“. (Art.87 a und 115a GG) Nach dem GG sind die Vorbereitung und die Führung von Angriffskriegen ausdrücklich verboten und damit verfassungswidrig. Ex-Kriegsminister Struck (SPD) erklärte, „das Einsatzgebiet der Bundeswehr ist die ganze Welt“. 1999 beteiligt sich die Bundeswehr am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien. Tornado-Kampfflugzeuge bombardierten serbische Städte, zerstörten Schulen, Krankenhäuser, Brücken und  Industrieanlagen. Satellitengesteuerte Raketen trafen Züge, Flüchtlingskonvois und vollbesetzte Linienbusse. Ca. 4.000 Menschen wurden durch die NATO-Aktionen getötet. Weite Teile Jugoslawiens sollen durch Uran-Munition kontaminiert sein.

Seit 2001 beteiligt sich die Bundeswehr mit ca. 4.500 SoldatInnen am Krieg in Afghanistan. Im Krieg gegen den Irak beteiligt sich Deutschland nicht mit eigenen Militärkräften. Die US-Truppen erhalten jedoch militärische Unterstützung, durch AWACS-  „Auf- klärungsflugzeuge“, Geleitschutz durch die Bundes-
marine usw. Außerdem lieferten BND-Agenten wertvolle Informationen für die Bombardierung des Iraks. Das Bundesverwaltungsgericht stellte rechtskräftig fest: „Die Beihilfe zu einem völkerrechtswidrigen Delikt ist selbst ein völkerrechtswidriges Delikt“.

Auf der Münchener Sicherheitskonferenz propagierte Angela Merkel, wie vorher schon Fischer (Grüne) und Schröder (SPD), den Krieg als Mittel der Politik. „Um Politik und Handeln anderer Nationen zu beeinflussen und um den Interessen und Werten der eigenen Nation zu dienen, müssen wir alle Mittel in Betracht ziehen, von freundlichen Worten bis zu Marschflugkörpern“. Aus den  Bundeswehrricht- linien von 2003 geht hervor: „Landesverteidigung entspricht nicht mehr den aktuellen sicherheitspolitischen Erfordernissen“, die Bundeswehr ist heute unverzichtbares Instrument um die Interessen Deutschlands zu wahren. „Künftige Einsätze lassen sich weder ihrer Intensität noch geografisch eingrenzen… Der politische Zweck bestimmt Ziel, Ort, Dauer und Art eines Einsatzes“.

Auslandseinsätze der Bundeswehr

Deutschland
Stratair Medevac
Verwundeten Transport
41 Soldaten
Kosovo
KFOR NATO
seit 1999
2550 Soldaten
Horn v. Afrika, Mittelmeer
OEF
seit 2001
550 Soldaten
Afghanistan
ISAF NATO
seit 2001
4500 Soldaten
Bosnien
EUFOR (EU)
seit 2004
120 Soldaten
Sudan
UN
seit 2005
39 Soldaten
Libanon
UN
seit 2006
240 Soldaten
Somalia
Atalanta
seit 2008
220 Soldaten
Georgien
UN
seit 2008
12 Soldaten
Quelle: Bundeswehr.de
Militärausgaben

Trotz „Haushaltssanierung“ haben die Bundesregierungen den Rüstungsetat regelmäßig erhöht. 2009 steigt er gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Mrd. Euro auf 31,1 Mrd. Euro. Das entspricht die höchste Steigerung eines Einzeletats. Weitere Kosten entstehen bis 2015 durch Militärprojekte der Bundeswehr:
 
 
Waffensysteme
Anzahl, Stückpreis in Mio. Euro
Gesamtkosten in Euro
Eurofighter, seit 2003
180 St., a. 129,5
23,3 Mrd.
Tiger, Kampfhubschrauber, seit 2005
80 St. A. 63,8
5,1 Mrd.
NH 90 Transporthubschrauber, seit 2006
134 St. a. 30,1
4 Mrd.
Militär Airbus, ab 2011
60 St. a. 155
9,3 Mrd.
Puma, Panzer, ab 2010
410 St. a. 11.7
4,8 Mrd.
Fregatte F 125, ab 2014
4 St. a. 672
2,7 Mrd.

Quelle: isw

 Am 15.05.2006 schrieb „Die Welt“: „Die Feststellung, die Bundesrepublik werde zur Wahrnehmung ihrer Interessen auch militärische Mittel einzusetzen, ist nur konsequent. …dass sich die Regierung besonders jenen Regionen zuwenden werde, in denen Rohstoffe und Energieträger gefördert werden, begibt sich Deutschland endlich auf gleiche Augenhöhe mit anderen Ländern, in denen dieses Verhalten eine Selbstver-
ständlichkeit ist“. Die eigentlichen Kriegsziele sind die Eroberung und militärische Absicherung politischer und wirtschaft- licher Einflussgebiete, der Zugriff auf Öl- und Gasreserven in Zentralasien sowie die Einrichtung von Militärbasen strategisch wichtiger Gebiete zwischen China, Russland, Indien und dem Iran. Auch der deutsche Imperialismus leistet, wie die NATO, seinen blutigen  Beitrag für die Aufrechterhaltung der herrschenden kapitalistischen Weltordnung.
 
hg