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Am 19. März sind in Hannover die ersten 122 irakischen Flüchtlinge in Hannover gelandet, die Deutschland im Rahmen eines Programms des UN-Flüchtlingskommissars (UNHCR) aufnimmt. Fast sechs Jahre seit dem Überfall der USA und ihrer Verbündeter, für den hiesige US-Kasernen und militärische Einrichtungen im großen Umfang genutzt wurden, hatte sich erstmalig bereit erklärt, 2.500 zivile Opfer dieser Politik aufzunehmen. Insgesamt werden die EU-Staaten 10.000 Menschen aufnehmen. Positiv ist immerhin die öffentliche Unterstützung diese Aktion durch die Kirchen und andere Organisationen. Aber eigentlich müssten solche Maßnahmen selbstverständlich sein. Mancher Krieg hätte in der Vergangenheit entschärft werden können, wenn man die Grenzen für Deserteure aufgemacht hätte. Die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl sprach dann auch das offensichtliche aus. Wir brauchen ein kontinuierliches Aufnahmeprogramm, denn die Nachbarländer Jordanien und Syrien sind mit über zwei Millionen irakischen Flüchtlingen vollkommen überfordert. Neue Spannungen drohen.

Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt: „Die Zahl derer, die als Angehörige religiöser Minderheiten und als Angehörige so genannter besonders verletzbarer Gruppen - schutzbedürftige Frauen, Folteropfer - eine neue Heimat benötigen, die voraussichtlich nicht in den Irak zurückkehren können, ist weit größer,“ als die 2.500, die Deutschland aufnehmen wird. Otmar Oehring, Leiter der Fachstelle Menschenrechte von Missio, erinnert an die Hilfsbereitschaft bei der Aufnahme von 26.000 Bootsflüchtlingen aus Indochina zu Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts: „Wenn die Irak-Flüchtlinge ebenso mit offenen Armen empfangen werden, dann kann sich dieses integrative Erfolgsmodell wiederholen.“ Missio hatte im Oktober 2007 die Aufnahme von 30.000 Minderheitenangehörigen in Deutschland gefordert.

Derweil nimmt nach Angaben des UNHCR die Zahl der Menschen, die Zuflucht in den Industriestaaten Zuflucht suchen, zu oder genauer die Zahl jener, die dort Asyl beantragen. Da sei vor allem auf die Situation in Afghanistan und Somalia zurückzuführen. Die Zahl der afghanischen Asylsuchenden habe 2008 um 85 Prozent zugenommen. In 51 Staaten seien im vergangenen Jahr 383.000 Asylanträge gestellt worden, was zwölf Prozent mehr als ein Jahr zuvor gewesen sei. Im langfristigen Vergleich sind die Zahlen noch immer sehr niedrig. Der seit 20 Jahren geringste Wert wurde 2006 erreicht, als weltweit nur 307.000 Asylanträge gestellt wurden.

Und da wir gerade bei der Statistik sind: Die Zahl der hier lebenden Menschen ohne deutschen Pass ist leicht rückläufig. Mit 6,73 Millionen waren es am Jahresende 0,3 Prozent weniger, als ein Jahr zuvor. Aus den Zahlen des statistischen Bundesamtes geht auch hervor, wie nachhaltig die Einwanderung inzwischen ist: Die als „Ausländer“ registrierten halten sich durchschnittlich seit 18,2 Jahren in Deutschland auf, 37 Prozent von ihnen wohnen seit mehr als 20 Jahren hier. Über 72 Prozent (4,86 Millionen) sind seit mindestens acht Jahren hier ansässig und erfüllen so die notwendige Aufenthaltsdauer für eine Einbürgerung. 1,33 Millionen oder 20% aller „Ausländer“ wurden in Deutschland geboren.

(wop)