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Streiks in den Kindergärten:
Arbeit, die krankt macht

Immerhin 250 von 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Kindertagesstätten, der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Familien- und Elternberatung  haben sich am 15. Mai in Kiel an einem bundes-
weiten Streik beteiligt. 25 Einrichtungen blieben geschlossen. In einem Demonstrationszug zogen die Streikenden zum Sitz des Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) in der Nähe des Landeshauses. Schon am 6. Mai hatte es einen ersten halbtägigen Warnstreik gegeben, an dem sich in Kiel 200 Beschäftigte beteiligten.

In dem Bereich organisieren sowohl GEW als auch ver.di, die sich nach einigen Reibereien sowohl im Bund als auch vorort zu gemeinsamen Aktionen zusammengerauft haben. Die Tarifverhandlungen waren am 30. April gescheitert. Nach Angaben von ver.di haben die Vertreter der Kommunen, trotz mehrfacher Aufforderung, Verhandlungen für einen Tarifvertrag zur betrieblichen Gesundheitsförderung verweigert.

„Nach den Warnstreiks haben wir nun die Urabstimmungen bundesweit durchgeführt und mit einem eindeutigen Ergebnis sind nun Streiks die natürliche nächste Eskalationsstufe“, so Rüdiger Timmermann, Leiter des ver.di Landesbezirks Nord. Die Gewerkschaften fordern einen neuen Tarifvertrag zur betrieblichen Gesundheitsförderung für die bundesweit rund 220.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst. Zum einen geht es um die krankmachenden Arbgeitsbedingungen, denen viele Erzieherinnen und Erzieher in viel zu großen Gruppen ausgesetzt sind. Zum andern aber auch um Fragen der Eingruppierung. Der KAV möchte vor allem die jüngeren Beschäftigten schlechter stellen.

Nach Angaben von Streikenden zeigen die Eltern bisher Verständnis für den Streik nur Vereinzelt gebe es Empörung. In Kiel werden die Aktionen vor allem von dem zuständigen verdi-Sekretär und eine seit letztem Jahr arbeitende und inzwischen erfreulich aktive  Fachgruppe Pädagogik organisiert. Außerdem werden Streikversammlungen abgehalten, auf denen über Aktionen beraten wird. Die Noch- Oberbürgermeisterin Angelika Vollquarz hatte zwischenzeitlich versucht, mit gegen die Erzieher vorzugehen. In ihrem Auftrag hatte der KAV eine einstweilige Verfügung gegen die von der Gewerkschaft ausgerufenen Arbeitskampf-
maßnahme beim Arbeitsgericht Kiel beantragt. Nach Angaben von ver.di war das ein bundesweit einmaliger Fall. Ein  Arbeitsgerichts- termin war bereits anberaumt, doch nach dem die Gewerkschafter die Sache öffentlich machten, wurde der Antrag zurückgezogen.

Der nächste Streik wird am Dienstag, den 19. Mai stattfinden, wenn diese Ausgabe auf dem Weg zu den Abonenntinnen und Abonnenten ist. Die Kolleginnen und Kollegen wollen zum Holstenplatz demonstrieren, und dort Informationsstände aufbauen, um mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. Am 26. wird es einen weiteren Streiktag geben. Für diesen Tag ist eine Demonstration um 16.30 Uhr geplant, zu der ver.di auch seine anderen Fachbereiche mobilisieren will.

Für den 27. Mai ist eine neue Verhandlungsrunde mit dem KAV angesetzt. Je nach dem, wie diese ausgeht, wird es am 2. und 3. Juni weitere Streiks geben. Sollte es dann immer noch kein Einlenken geben, so ist ab der zweiten Juniwoche mit unbefristeten Streiks zu rechnen.

(wop)
www.chancen-foerdern.de - sozialarbeit.verdi.de

Nach Redaktionsschluss erreichte uns eine Pressemitteilung der Stadt Kiel, aus der hervorgeht, dass es der Oberbürgermeisterin doch gelungen ist, gerichtlich gegen den Streik vorzugehen. Auf jeden Fall bleibt es aber bei der ver.di-Demonstration am 26. Mai. "ver.di ruft alle Beschäftigten sowie Kielerinnen und Kieler zur solidarischen Unterstützung auf", heißt es in einem Aufruf.

(https://kiel-ploen.verdi.de/chronik/2009/20090526) der Gewerkschaft:

 Für verbesserter Gesundheitsschutz und gerechtere Bezahlung im Sozial- und Erziehungsdienst Treffpunkt: 16:00-16:30 Uhr Kieler Gewerkschaftshaus Abmarsch: 16:30 Uhr durch die Kieler Innenstadt - Kundgebung: ca. 17:15 Uhr auf dem Asmus-Bremer-Platz
Hauptrednerin: Ellen Paschke, stellvertretende Bundesvorsitzende von ver.di