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Kommentar:
Vorsicht Fachleute!

Kennen Sie den Mann mit den Erdnüssen? Wahrscheinlich nicht. Aber der Spruch, mit dem er den 25-Millionen-Euro-Schaden als "Peanuts" charakterisierte, den Handwerksunternehmen nach der Pleite des Bauunternehmers Jürgen Schneider 1994 hatten, ist den meisten sicherlich noch in Erinnerung. Hilmar Kopper, heute 74 Jahre alt, war seinerzeit Chef der Deutschen Bank und sorgte in dieser Funktion dafür, dass sich sein Institut in der Konkursmasse bediente, während die Handwerker das Nachsehen hatten. Die Bank hatte Schneider zuvor leichtfertig mit Krediten gefüttert und sich offenbar nicht allzu sehr um Sicherheiten geschert. Mit derart ausgewiesener Qualifikation soll Kopper nun "unser Vertrauen" in die Landesbank wiederherstellen. Die CDU hat ihn zum neuen Aufsichtsratschef der HSH-Nordbank auserkoren, die sozialdemokratischen Koalitionspartner wurden dabei mal wieder vorgeführt, und auch die oliv-grünen Mitregierer in Hamburg scheinen zu sehr mit dem Bau neuer Kohlekraftwerke und dem Eintreiben von Studiengebühren (siehe Seite 8) beschäftigt, um hörbaren Widerspruch anzumelden.

Ausgerechnet Kopper. Wie kein anderes deutsches Finanzinstitut hat die Deutsche Bank, deren Aufsichts-
ratschef Kopper bis 2002 war, nach dem er 1997 den Posten des Vorstandssprechers abgegeben hatte, zum Krach am Finanzmarkt beigetragen und zugleich von ihm profitiert. Derzeit verdient sie u.a. ganz ordentlich an den neuen Schuldverschreibungen der Regierung. Während die Wirtschaft schrumpft, peilt die Bank schon wieder eine zweistellige Rendite an.

Die Deutsche Bank ist darüber hinaus in den letzten Jahren einer der lautstärksten Gegner der Landes-
banken und Sparkassen gewesen. Immer wieder hat sie verlangt, dass die Staatsgarantien aufgehoben werden. Ein Ergebnis dieses Drucks: Die Landesregierungen ließen die HSH-Nordbank wie eine normale Geschäftsbank agieren, so dass sie auf dem US-Immobilienmarkt mehrere Milliarden Euro in den Sand setzen konnte. Diese sollen nun die Steuerzahler begleichen. Und Koppers passt auf, dass die Interessen der Privatbanken gewahrt bleiben. Wenn dabei die an der HSH-Nordbank beteiligten Sparkassen leiden müssen, sind das wahrscheinlich auch nur Peanuts.

(wop)