Nächste Seite
Stadtrundfahrt der ver.di-Globalisierungsgruppe:

Das globale Dorf Kiel

Am 27. Mai 2009 fand die inzwischen 11. Stadtrundfahrt der ver.di Globalisierungsgruppe statt. Die KVG Betriebsrätin Andrea Degenthof steuerte den vollbesetzten Bus zunächst auf das Betriebsgelände ihrer Firma. Dort gab Rolf Manglitz, ihr Kollege aus dem Betriebsrat, sachkundig Auskunft über das Kieler Traditionsunternehmen. Seit der Umfirmierung der Kieler Verkehrs AG zur Verkehrsgesellschaft begann ein rapider Abbau an Arbeitsplätzen. Mehr als 10 Prozent an Beschäftigten verließen den Betrieb, die Fahrleistungen nahmen aber zeitgleich immens zu.

Der damalige Oberbürgermeister hatte es sich in den Kopf gesetzt Vorreiter im aufkommenden europäischen Wettbewerb zu werden. Privatisierung galt auch in Kiel bei den Lokalpolitikern als en vogue und sollte den Haushalt entlasten. Ein strategischer Partner wurde gesucht und in der Norddeutschen Beteiligungsgesellschaft gefunden. Der Arbeitsplatzabbau begann. Sieben Jahre später – im April 2008 – beschloss die Kieler Ratsversammlung einstimmig, dass die Anteile der KVG von der Stadt zurück gekauft werden. „Die Rekommunalisierung im vergangenen Jahr war ein Riesenschritt, um die Arbeitsplätze bei der KVG sicher zu machen“, führte Rolf Manglitz aus. „Denn hiermit haben wir eine Beschäftigungssicherung bis 2020 erreicht“.

Weiter ging es zum Städtischen Krankenhaus. „Der designierte Oberbürgermeister Thorsten Albig hat den Beschäftigten versprochen, dass auch bei roten Zahlen keine Einschnitte erfolgen“, so begann der Betriebsrat Axel Bethke seinen Vortrag. Vom Amt 51 zu einem modernen Krankenhausbetrieb war es ein langer Prozess, der den Beschäftigten viel abverlangte. Immer wieder signalisierten private Gesellschaften ihr Kaufinteresse. „Dabei werden allzu häufig Äpfel mit Kiwis verglichen. Denn, wenn ein Krankenhaus rein marktwirt- schaftlich geführt wird, profitiert zwar der Aktionär, aber nicht der Patient“. Axel Bethke und sein Kollege Uwe Janzen sind sich sicher, es war gut so, dass das Städtische nicht in die Fänge von Asklepios oder Sana geriet – gerade die Beschäftigten hätten zu den Verlierern gehört.

Die Stadtrundfahrt fand ihren Abschluss im Kieler Gewerkschaftshaus. Hier wurde bei einem Imbiss weiter diskutiert. Der Sprecher der Globalisierungsgruppe Yoyo Rethwisch brachte es auf den Punkt: “Wenn wir wollen, dass die richtigen Lehren aus der Finanzmarktkrise und den neoliberalen Drahtziehern dieser geplatzten Blase gezogen werden, müssen wir uns aktiv einbringen. Denn alle Gesetze und Verordnungen, die diese Entwicklung begünstigt haben, werden von Volksvertretern gemacht, die wir wählen“.
 

 (Pressemitteilung von ver.di)