Nachdem die Landesregierung die 17,8 Mio. Förderung
für das Kieler Prestigeobjekt Science Center ge-
stoppt hat, kommt ans Tageslicht, welchen Schindluder
die großen Kieler Parteien mit dem knappen Kieler Haushalt treiben.
Erst hieß es, für die Kosten für Gutachten und Planung
seien ca. 1,2 Mio. aufgelaufen und nun musste der GRÜNE Bürgermeister
Todeskino mit der Wahrheit rausrücken: Etwa 5 Mio. Euro wird die Stadt
Kiel dieses Abenteuer der wettbewerbs- und wirtschaftsgeilen Politiker
bisher kosten. Tatsächlich sollte es ein Werbeprojekt für die
Kieler Rüstungsbetriebe werden, die selber zu dem 25,7 Mio.-Euro-
Projekt nichts finanziell beitragen, sondern am liebsten
noch ihren alten Schrott in der Hörn abstellen wollten (Ein ausgemustertes
U-Boot aus Israel steht noch bei HDW rum.).
Und so kann man denn auf der traurigen Internetseite für
als Werbung für das Projekt lesen: „Lust auf einer Rahe von der Gorch
Fock stehen“, „mit einem U-Boot von HDW in die Tiefsee abtauchen“, „Wie
wir (Lindenau) in Schleswig-Holstein Doppelhüllen-Tanker bauen“, „Kosmetik
aus dem Meer, wie geht das?“ , „Wie wir mit einer Ratheon-Anschütz-Schiffsbrücke
einen Dicken Pott durch den Nord-Ostsee-Kanal dirigieren“. Alles für
„nur“ 8 Euro am Tag. Tatsächlich gibt es bereits mehrere maritime
Science-Center z. B. in Timmendorf, die bestens informativ gestaltet sind
und mehr liefern als dämliche Werbung für die Kieler Industrie,
die ihre Aufträge nur noch in der Rüstung sucht. In Hamburg ist
ebenfalls ein sehr großen Science Center geplant und in Flensburg
gibt es seit Längerem die Phänomenta mit 150 Experimentier-
stationen um den Naturgesetzen auf die Spur zu kommen.
Es ist vor allem die IHK, die die Politik immer wieder
zu solchen Pleite-Projekten antreibt. Angeblich bräuchten die Firmen
und die ihr dienliche Wissenschaft eine Plattform um ihr „excellentes Technologie-
Know-how“ für die Kreuzfahrer zur Schau stellt.
Dann sollen sie es aber bitte auch selbst bezahlen! Die Argumentation der
GRÜNEN ist schwach: „Wir brauchen in Kiel ein touristisches Event.
Hier wächst der Tourismus stark an, aber es gibt zu wenig Orte, die
bei schlechtem Wetter besucht werden können. Mit dem Science Center
bietet sich die große Chance, gemeinsam mit der Wirtschaft das Thema
Meer, Meeresforschung und marine Technologien darzustellen. So könnte
es auch gelingen, Jugendliche für die Naturwissenschaften zu begeistern!“
Durch das Science Center wird unsere Stadt leider auch
nicht schöner und seit wann gibt es in Kiel keine touristischen Events.
Diese Ansicht kann nur von Schreibtischtätern kommen. Und die Bildung
für Schüler und Studenten soll ins Science Center verlagert werden?
Science Center statt Ausbildungsplatz? Haben die Kieler Parteien nichts
dazu gelernt? Gerade die GRÜNEN, die sich doch erfolgreich gegen den
Ausbau des Kieler Flughafens eingesetzt haben, der die Stadt immer noch
jährlich 1,5 Mio. Euro kostet. Die finanziellen Folgen bei dem Bau
des Science Centers wären unabsehbar (siehe unseren Bericht in der
LinX 07-2007). Die Stadt trägt letztendlich das Risiko, denn bei einer
Insolvenz ist der Betreiber nur ein Jahr lang ver-
pflichtet weiterzumachen (unter 212.000 Besuchern würde
kein Gewinn mehr erwirtschaftet). Auf die Stadt käme dann die Rückzahlung
der 17,3 Mio. Fördermittel des Landes zu. Daneben übernimmt die
Stadt Kiel 6,4 Mio. Euro als ihren vertraglichen Anteil, um das Projekt
auf den Weg zu bringen. Der soll dann irgendwann, je nach dem wie gut der
Betrieb läuft, über die Pacht zurückgezahlt werden. Vereinbart
sind 40.000 Euro pro Jahr, bei 212.000 Besuchern. In 160 Jahren hätte
die Stadt das Geld dann wieder raus! Um das Projekt der Stadt besser anzupreisen,
gingen die Gutachter der Planungsfirma AWC zuletzt von 435.000 Besuchern
pro Jahr aus, was unrealistisch ist. Das wären ca. 1.300 Besucher
pro Tag (Park-
plätze?).
In einer Zeit, wo die Folgen der Wirtschaftskrise der Stadt Kiel ein jährliches Minus von mind. 70 Mio. bringen und die Steuerzahlungen durch die Wirtschaft auf Null sinken, bedeutet ein solches Pleiteobjekt den weiteren Ausverkauf der Stadt Kiel, solange sich nichts an der bundesweiten Steuerpolitik ändert.
Dabei gibt es in Kiel wirklich dringende Probleme, die gelöst und finanziert werden müssen.
- Die Sanierung oder den Neubau der Kieler Schwimmbäder.
- Die Sanierung der Schulen und des Berufsschulzentrums.
- Den Erhalt und die stärkere Förderung der Kulturzentren.
- Die Förderung der Stadtteilbüchereien, der Volkshochschule und der Musikschule.
- Die Abschaffung der Eintrittsgelder für die Museen.
- Die Unterstützung der Arbeitslosen und Bezuschussung von Wohnungen sowie sozialen Leistungen für Hartz IV-Empfänger, wie z. B. ein Sozialticket
- Investitionen für den Aufbau einer umweltfreundlichen Energieversorgung und Energieeinsparungen
- Unterstützung der Sanierung des Abwassersystems
- Rückkauf der Stadtwerkeanteile, der Netze und der Wasserversorgung.
Es gibt viele soziale und kulturelle Aufgaben der Stadt,
die zuerst erledigt werden müssen, bevor überhaupt ein Science
Center in Frage kommt. Außerdem verfügen die Kieler Universitäten,
Fachhochschulen und Forschungsinstitute über ausreichend räumliche
Möglichkeiten um ihre bewegenden Technologien und Forschungsergebnisse
zu präsentieren. Die Projekt Science Center sollte schnellstens beendet
werden.