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Nach dem Putsch in Honduras:

Morde an Demonstranten

Eine internationale Delegation von Vertretern sozialer Bewegungen aus Europa und Lateinamerika hat der honduranischen Putschregierung massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. "Vor allem die sich häufenden Morde an Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Protestaktivitäten sind alarmierend", sagte Delegationsteilnehmer Harald Neuber. Anfang August seien mehrere Personen – vor allem Lehrerinnen und Lehrer - durch Schüsse der Polizei oder des Militärs umgekommen. "Der Rechtsstaat in Honduras existiert momentan quasi nicht. Klagen gegen die Polizei werden nicht entgegengenommen oder verschleppt", meinte Neuber. Da vor allem Lehrer von der Repression betroffen seien, rufe die honduranische Lehrergewerkschaft Gewerkschaften in aller Welt zu Solidarität auf.

Zudem stellte die Delegation massive Verletzungen der Pressefreiheit fest. Radio- und Fernsehsender, die sich kritisch über die Putschisten äußern, wurden geschlossen. Radio Globo, einer der wenigen kleinen Sender, der nach seiner Schließung wieder sendet, droht erneut die Schließung. Wie die Delegation berichtet, beklagen die Mitarbeiter des Senders, dass damit nicht nur die Pressefreiheit verletzt wird, sondern auch das Recht der Bevölkerung auf freien Zugang zu Informationen, da die großen privaten Fernseh- und Radiosender die Putschisten unterstützen.

Zwei Wochen ging die vom lateinamerikanisch-europäischen Netzwerk "Enzlando Alternativas" ("Alter-
nativen entwickeln") zusammengestellte und unterstützte 15-köpfige Delegation den Vorwürfen nach, die honduranische Protestbewegungen gegen die Putschregierung erheben. "Die Vorwürfe - vor allem der Gewerkschaften - gegen die Putschisten sind so zahlreich, dass die Beobachtergruppe gar nicht allen Hinweisen folgen kann", sagte Kerstin Sack, die für den bundesweiten Attac-Koordinierungskreis Kontakt zu der Delegation hält.

Attac begrüßt die Initiative der Außenminister der Europäischen Union, ihren Mitgliedsländern den Entzug der Visa der Putschisten zu empfehlen und damit dem Beispiel der USA zu folgen. Kerstin Sack: "Die Menschen in Honduras flehen die Regierungen insbesondere in Europa und Nordamerika an, mehr Druck auf die Putschisten ausüben. Denn nur so kann die Gewalt eingedämmt und eine Rückkehr zu demokratischen Verhältnissen ermöglicht werden."

(Pressemitteilung von ATTAC)


Berichte der internationalen Delegation auf Englisch, Spanisch und Französisch im Internet: http://www.enlazandoalternativas.org/