Die Bundesbürger sollten doch,
verkündete am Abend des 30.8. nach verlorener Landtagswahl ein CDU-
Landesfürst, am 27. Angela
Merkel wählen, die das Land erfolgreich aus der Krise geführt
habe. Nanu, fragt man sich da, die Krise schon zu Ende? In den Redaktionen
der meisten bürgerlichen Zeitungen und sonstigen Medien scheint sich
das schon niemand mehr zu fragen. Fast täglich werden wir mit Meldungen
über den aufhellenden Konjunkturhimmel, über neue Auftragseingänge,
über verbessertes Konsumklima und derlei mehr versorgt. Alles Lüge,
wie einige Linke meinen? Immerhin gibt es in der Weltwirtschaft einige
Anzeichen, die darauf hindeuten, dass die Krise wohl doch nicht so
dramatisch ausfallen wird, wie zunächst gedacht. Schwellenländer
wie Brasilien und Indien merken wenig von der Krise. China scheint nur
einen kurzen Schluckauf gehabt zu haben, und die Nachfrage nach Rohstoffen
ist für Krisenzeiten unge-
wöhnlich hoch. Auch die Rohstoff-Exporteure
sind also nicht in rechter Krisenstimmung.
Für das Gros der Menschen hierzulande
sind das allerdings eher akademische Betrachtungen. Denn ob nun Weltwirtschaftskrise
oder nicht, für diejenigen in diesem Lande, die von Hartz IV leben
oder ihre Arbeits-
kraft noch verkaufen können,
war es schon zu Zeiten florierender Konjunktur in den letzten Jahren ziemlich
ungemütlich und wird es nun noch viel unangenehmer.
Ein paar Dinge sind nämlich
schon völlig klar: Nach der Bundestagswahl wird es eine große
Entlassungs-
welle geben. Aus politischen Gründen
werden sich die Unternehmerverbände bis dahin zurückhalten, was
ihnen zu einem erheblichen Maße vom Steuerzahler und aus der Arbeitslosenversicherung
über verlängerte Kurzarbeiterregelungen finanziert wird. Außerdem
ist völlig klar, dass die Sozialkassen weiter gebeutelt und dass in
den öffentlichen Haushalten riesige Löcher klaffen werden. Mit
anderen Worten: Wir können uns an fünf Fingern abzählen,
dass egal wer demnächst in Berlin regiert, eine neue Welle von Sozialabbau
auf uns zu rollt. Für die Unternehmen mag die Krise vorbei oder zumindest
ein Silberstreif am Horizont zu sehen sein. Für uns geht es – unabhängig
vom Wahlergebnis – nach dem 27. September erst richtig los.