Briefe und Pakete wurden am 15. September in Schleswig-Holstein
– außer in Lübeck sowie in den Kreisen Ostholstein, Stormarn
und Lauenburg – nicht zugestellt. An diesem Tag fand eine ganztägige
Betriebsver-
sammlung der Postbeschäftigten in der Sparkassen-Arena
in Kiel statt. Für die betroffenen Haushalte kamen die etwa 1,3 Mio.
Briefe und Pakete mindestens einen Tag später.
Im Rahmen dieser Versammlung haben die Postler über die Konfrontationspolitik des Postvorstandes gegenüber den Beschäftigten beraten. Seit Mai dieses Jahres verbreitet der Postvorstand eine professionell aufbereitete Panik mit dem Ziel, den Briefbereich als Sanierungsfall darzustellen. Als Therapie wird dabei stets die Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich, die Streichung der tarifvertraglich festgelegten 3-prozentigen Lohnerhöhung zum 01.12.09 sowie die Fremdvergabe von Zustellbezirken usw. eingefordert.
Angesichts der Tatsache, dass trotz der derzeitigen Weltwirtschaftskrise keine roten Zahlen geschrieben, sondern im Briefbereich nach wie vor Millionengewinne – 557 Mio. im ersten Halbjahr – erwirtschaftet wurden, ist diese Vorgehensweise völlig unverständlich. Dieser Crashkurs soll offensichtlich vor dem Hintergrund der zum Jahresende auslaufenden Tarifverträge die Verhandlungsposition des Postvorstandes stärken.
„Wer angesichts der Millionengewinne seit Monaten öffentlich
zum Bruch erst im letzten Jahr abge-
schlossener Tarifverträge aufruft, darf sich über
Proteste der Beschäftigten nicht wundern. Insofern hat den jetzt beginnenden
heißen Herbst ganz allein der Postvorstand zu verantworten,“ sagte
Wolfgang Abel, der für den Postbereich im Norden zuständige ver.di-Fachbereichsleiter.
„Der Postvorstand, der Millionengehälter für sich beansprucht, sollte lieber innovative Konzepte zur Umsatzsteigerung für den erstklassigen Briefbereich konzipieren, statt ständig zweitklassige Crashstrategien gegenüber den Bürgern und Beschäftigten zu praktizieren“, betonte Abel weiter.
Nach der Betriebsversammlung demonstrierten ca. 2.000
schleswig-holsteinische Mitarbeiter/-innen der Post durch die Kieler Innenstadt.
Vor allem Zusteller und Fahrer machten ihrem Unmut Luft, denn für
viele ist das Maß längst voll, weil wegen der ständigen
Personalkürzungen die Masse der Sendungen in der vorgeschriebenen
Dienstzeit nicht mehr zu bewältigen seinen. Die Bezirke werden immer
größer und mittlerweile gehören Arbeitszeiten von 11 Stunden
und mehr ohne Pause zum Berufsalltag der Postler.