Immer mehr RentnerInnen in Kiel sind gezwungen zu Jobben,
weil ihre Rente nicht zum Leben ausreicht. In Kiel hat die Zahl der
RentnerInnen mit Mini-Jobs um rund 42 Prozent zugenommen. Bereits 2003
ver-
dienten 1.632 Rentner durch eine geringfügige
Be- schäftigung dazu. Vier Jahre später gab es bereits 2.310
Renten-Jobber – und damit rund 680 „Senioren-Arbeiter“ mehr. Ver.di und
NGG berufen sich dabei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.
„Wer als Rentner arbeitet, der macht das in der Regel nicht aus Spaß.
Es ist meistens die pure Not, die ältere Menschen dazu zwingt. Sie
sind auf den Job neben der Rente schlichtweg angewiesen“, sagt Melanie
Mörchen. Die Gewerkschaftssekretärin der NGG-Region Schleswig-
Holstein Nord befürchtet, dass die Zahl der Senioren, die von ihrer
Rente allein nicht mehr leben können, in den kommenden Jahren drastisch
zunehmen werde. „Wer heute schon zu wenig verdient, um über die Runden
zu kommen, für den ist das leere Portemonnaie im Alter vorprogrammiert“,
so Mörchen. Die Lohnarmut von heute sei die Altersarmut von morgen.
„Das größte Problem dabei sind Dumpinglöhne. Mit einem
viel zu niedrigen Einkommen lässt sich keine existenzsichernde Rente
aufbauen. Von einer privaten Altersvorsorge ganz zu schweigen“, sagt
Susanne Schöttke. Die Geschäftsführerin vom ver.di-Bezirk
Kiel-Plön macht deutlich, dass Vollzeitbeschäftigte ein Einkommen
benötigten, das ihnen später auch eine ausreichende Rente sichere.
Die Gewerkschaften fordern deshalb einen gesetzlichen Mindestlohn von 7,50
Euro, der dann rasch auf 9 Euro steigen muss.