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Auf den Ostermärschen – kein Wort zum drohenden Irankrieg

Habe mir gerade das zweifelhafte Vergnügen gegönnt, alle vorliegenden Aufrufe zu den bundesweiten Ostermärschen durchzulesen. Das erschütternde Ergebnis: In keinem einzigen der Aufrufe wird der drohende Krieg gegen den Iran auch nur erwähnt! Ganz zu schweigen von einer Entlarvung der kriegsvorbereitenden Lügen über die erfundenen iranischen Atomwaffen oder den erfundenen Antisemitismus Ahmadinedschads, ganz zu schweigen von einer Ablehnung der kriegsvorbereitenden Sanktionen. Null, nix, nada, nothing! Die Friedensbewegung duckt sich weg und steckt den Kopf in den Sand! Was ist das für eine Friedensbewegung, die den schlimmsten Krieg überhaupt nicht thematisiert? Auch zu Israel und dem Terror gegen die Palästinenser – kein Wort!

Afghanistan steht im Mittelpunkt. Auf den ersten Blick denkt man: Na, wenigstens das! Doch die Abzugsforderungen sind allgemein. Da nirgends explizite Kritik an Obama oder der SPD geübt wird, gibt es keine Trennschärfe zu deren Abzugsgesäusel, das de facto nur die Intensivierung des Krieges camoufliert. Verdächtig ist auch die häufig zu lesende Forderung “Kein Soldat mehr!” Man kann sie nämlich auf gegensätzliche Weise lesen: Betont man das “kein”, ist es die Forderung nach vollständigem Abzug. Betont man das “mehr”, ist es nur die Forderung nach einem Verzicht auf die Aufstockung. Sehr trickreich, liebe Friedensfürsten! Durch solche semantischen Spielereien will man wohl Sozis und Grüne in der Friedensbewegung halten.

Fazit: Eine solche Friedensbewegung ist nur das außerparlamentarische Beiboot für einen rot-rot-grünen Regierungswechsel. Dieser wiederum würde in Afghanistan nicht für einen schnelleren Abzug sorgen, als Obama ohnedies will – und das kann dauern! Und gegen den Iran-Krieg würde man sich höchstens verbal positionieren – nachdem die Bomben gefallen sind. Solche Ostermärsche sind nichts wert.

(Jürgen Elsässer)