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Aus dem Druckzentrum der Kieler Nachrichten:

TABEL-Kollegen weiter gegen Entlassungen

Mit der Entlassung zum 30. Juni 2010 hatten die Zeitarbeitsfirmen der „Tabel-Gruppe“ ihre 389 Beschäftigten in der Weiterver-
arbeitung im Druckzentrum der Kieler Nachrichten am 19. Januar geschockt. Diese wehren sich – nun auch mit einem Betriebsrat, der am 4. Februar erfolgreich im Kieler Gewerkschaftshaus gewählt wurde und seitdem regelmäßig im Gewerkschaftshaus tagt. (Wir berichteten ausführlich in der letzten Ausgabe 03/2010 der LinX im Gegenwind).

Die Geschäftsleitung der Tabel-Gruppe hat jetzt die Betriebsrats-Wahl angefochten mit der Begründung, dass der Wahlvorstand die türkischen Kolleginnen und Kollegen nicht ausreichend informiert hätte. Die Beschäftigten sind empört, dass die Geschäftsleitung jetzt mit hilf- und haltlosen Argumenten kommt, weil sie den Betriebsrat nicht wollen. Ferner sind die türkischen KollegInnen empört, dass ihnen unterstellt wird, sie könnten die einfachsten Konversationen nicht auf Deutsch führen und noch mehr, dass sie trotz vieler Übersetzer und Sonderbetreuungen nicht wüssten, wie man eigentlich wählt und was man da wählt.

Am 11.03.2010 fand in der Kantine des KN-Druckzentrums eine Betriebsversammlung der Tabel-Gruppe mit den Firmen TB Personaldienste gmbH, Tabel GmbH und PND Service GmbH statt, auf der der Betriebsrat einen Tätigkeitsbericht ablegen sollte und die Geschäftsleitung geladen war, um über die weitere Entwicklung im Betrieb Stellung zu nehmen. Die Geschäftsleitung erschien zu diesem Termin aber nicht und meldete sich auch nicht ab. Alles was den Beschäftigten der Tabel-Gruppe gegeben wurde, war ein Fax, in dem die Geschäftsleitung viel Erfolg wünschte und äußerte, dass sich an der Lage des Auftragsverlustes nichts geändert habe und man anlässlich der Ausschreibungen, die um den Auftrag laufen, nichts Konkretes sagen könne. Während der Betriebsver-
sammlung befanden sich allerdings Beauftragte der Geschäftsleitung im Druckzentrum. Den knapp 170 Anwesenden wurde ein Bericht über die Lage und die Arbeit des Betriebsrates gegeben, von ver.di kam ein Bericht von Heino Stüve. Die großartige Stimmung bewegte so auch noch die letzten zweifelnden Teile der Belegschaft dazu solidarisch miteinander umzugehen und den Kampf für Erhalt und Verbesserung der Arbeitsplätze bei diesen Ausbeutern weiter voran zu treiben.

Bis dahin hatte der Betriebsrat (BR) immer noch keine betrieblichen Mittel, was die Arbeit immer noch sehr erschwert. Er ist immer noch auf die Räumlichkeiten und Arbeitsmittel der Gewerkschaft verdi angewiesen, sowie anderer Vereinigungen in Kiel, um die Arbeit des Betriebsrats ordnungsgemäß fortführen zu können.  Währenddessen kommen von der Geschäftsleitung Rügen, dass man sich an die arbeitstechnischen Verpflichtungen zu halten habe und die Produktion nicht gefährden dürfe. Allerdings muss der BR wegen ständig neuer Probleme außerordentliche Betriebsratssitzungen einberufen.

Der Betriebsrat hat die Geschäftsleitung (GL) zu Sozialplanverhandlungen aufgefordert. Da Herr Tabel allerdings angeblich bis April erkrankt ist, kann erst ab April mit den Verhandlungen begonnen werden. Eine weitere Hinhaltetaktik der GL. Ferner behauptet die GL, dass Verhandlungen über einen Interessenausgleich nicht mehr möglich seien, da die Kündigungen ja bereits ausgesprochen seien. Diese Aussage und die Rechtmäßigkeit von einem Interessenausgleich wird gerade von einer Rechtsanwalts-Kanzlei geprüft.

Angeblich laufen derzeit die Ausschreibungen um den Auftrag bei den Kieler Nachrichten, obwohl darüber nirgends etwas öffentlich zu lesen ist. Die Firma Tabel hat Personen in die Firma entsendet, um die betrieblichen Abläufe aufzunehmen, Mängel der Vergangenheit auszubessern und um den Kieler Nachrichten ein Angebot bis Ende März zu unterbreiten. Noch im April sei ein Angebot zu erwarten.

Der Betriebsrat geht insgesamt gestärkt aus dem ersten Seminarblock bei der Firma Perspektiven GbR und die Betriebsversammlung hervor und wird alles geben, um die Verhältnisse im Betrieb für die ArbeitnehmerInnen zu verbessern und die Arbeitsplätze zu erhalten, damit jeder sich am 01.07. an seinem Arbeitsplatz wiederfindet.

Die Arbeitsbedingungen verbessern sich langsam aber stetig. Allerdings nur solange der BR im Hause ist. Die Geschäftsleitung versucht, die "Druckmotivation" und Willkür aufrecht zu erhalten. Immer wieder wird versucht, KollegInnen mit Nachteilen zu drohen, indem sie sich nicht an das Arbeitszeit- und Entgeltfortzahlungsgesetz halten und es werden sogar Türen durch Pförtner verschlossen gehalten, weil die Gefahr bestünde, dass man nach 10 Stunden Arbeit nach Hause gehen möchte. Zur Besänftigung dienen dann leere Versprechungen von Zusatzstunden, die man sich aufschreiben darf. Es wird also immer noch mit den Ängsten der KollegInnen gespielt und Druck erzeugt, weil man sonst ja nicht auf seine Stunden käme, um genügend Geld zu verdienen.

Die KN und die Personalleitung vor Ort waschen weiter ihre Hände in Unschuld. Die Kieler Nachrichten behaupten immer noch, dass sie ja mit den Verhältnissen der Tabel-Gruppe nichts zu tun hätten, obwohl die meisten Anweisungen, die zu solchen Missständen führen von aus der Geschäftsleitung der KN kommen. Die Personalleitung vor Ort beteuert weiter, dass sie sich ja immer für alle Beschäftigten eingesetzt habe, obwohl sie diese das ganze Jahre um Urlaub, Entgeltfortzahlung und ihre Rechte betrogen hat. Die GL von Tabel spielt alle Bälle zurück an die KN, da deren GL ja an allem Schuld sei.

Es wird weiter versucht KollegInnen zu kündigen, diese werden aber vollständig vom BR aufgrund der sozialen Ungerechtfertigtheit abgelehnt. Zu den  Kündigungs- schutzklagen gab es bisher größtenteils keine Einigung vor Gericht und diese werden nun zwischen Mai und September diesen Jahres weiter verhandelt. Einige wurden aber bereits für nichtig erklärt.

Kürzlich fand bei verdi Kiel/Plön die Jahreshauptversammlung des Fachbereiches Medien und Publizistik in Kiel statt. Alle 4 Jahre wählt im Ortsverein Kiel der Fachbereich mit derzeit 1037 Mitgliedern ihren Vorstand. Die Wahlen boten einen Generations-
wechsel. Der langjährige Vorsitzende Richard Ernst und  Betriebsratsvorsitzende der KN wurde nicht wiedergewählt. Zum neuen Vorsitzenden wählte die Versammlung mit großer Mehrheit den Kollegen Marcus Rohwer (Tabel-Gruppe). Seine Stellvertreterin wurde Katharina Boehling (Tabel-Gruppe). Weitere Beisitzer wurden Jürgen Patz (Litho & Scannertechnik), Sabine Lalla (Tabel- Gruppe) und Florian Eggers (Tabel-Gruppe). Arbeitsschwerpunkte des neuen Fachbereichsvorstandes sind zunächst die Betriebs-
ratswahlen (diese Laufen im Zeitraum 1.3.-31.5.2010), sowie der Tag der Arbeit am 1. Mai und die Veranstaltungen aus dem Fachbereich zur Kieler Woche.
 

(uws, Quelle: Heino Stüve, verdi)