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Kommentar:
Soziale Auslese

Es geht offensichtlich immer noch ein bisschen schlimmer. Nach den sozialen Grausamkeiten der Schröder-Fischer-Bande sind bei Konservativen und Liberalen nun alle Hemmungen gefallen. Nicht genug, dass, um das Geld für die Bank-Rettungsaktionen und die Steuergeschenke an die FDP-Klientel zusammenzukratzen das Elterngeld für Hartz-IV-Empfänger abgeschafft werden soll – die vorherige Regierung hatte übrigens unter sozialdemokratischer Beteiligung schon dafür gesorgt, dass diese weniger als zuvor und Besserverdienende um so mehr bekommen – jetzt will man auch noch Geringverdienern den Zuschuss streichen. Die Botschaft ist so klar wie asozial: Kinder sollen möglichst nur die Reichen bekommen, und wenn Arbeitslose und Jobber schon Kinder in die Welt setzen, dann müssen sie eben selbst sehen, wie sie klar kommen. Hinzu kommt noch, dass in Schleswig-Holstein gerade das kostenlose letzte Kita-Jahr wieder abgeschafft wurde. Schließlich müssen die Milliarden, die die HSH-Nord- bank auf dem US-Immobilienmarkt in den Sand gesetzt hat, ja irgendwie wieder rein kommen.

Und das Geld, das Bundesforschungsministerin Schawan an den Bourgeoisie-Nachwuchs ausschütten will, indem sie die Zahl der Stipendien deutlich ausweitet. Zehn Prozent der Studierenden sollen künftig in ihren Genuss kommen. Das hört sich zunächst gut an, aber spätestens wenn die Ministerin von der Schaffung einer Leistungselite spricht, weiß man, woher der Wind weht. Die Unter-
stützung wird nämlich entsprechend der Studienleistung vergeben, und die ist ganz offensichtlich abhängig von der sozialen Lage. Wer neben dem Studium arbeiten muss, wer keine Unterstützung durch die akademischen Netzwerke der Eltern hat und im Elternhaus auch nicht entsprechend vorgeprägt wurde, hat es an der Uni tendenziell schwerer und kommt deshalb seltener in den Genuss einer Studienförderung. Das belegen die bisherigen Statistiken. Schon jetzt ist unter den Stipendiaten der Anteil von Arbeiterkindern und anderen Nichtakademikern deutlich geringer als unter der Studierendenschaft, wo diese Gruppe ohnehin schon extrem unterrepräsentiert ist. Und als sei all das noch nicht genug, so haben denn nun Pfeffersäcke und  Mittelstand in Hamburg gerade per Volksabstimmung  durchgesetzt, dass ihre Sprösslinge nicht etwa zu lange gemeinsam mit dem Plebs unterrichtet werden.

 (wop)