Kommentar

Beschämend

Immerhin - Die Ratsversammlung fordert die Kieler Firmen auf, sich am Fond zur Entschädigung der Zwangsarbeiter zu beteiligen. Wurde auch Zeit, mag man sagen, mehr als Zeit, 55 Jahre nach Ende des Krieges. Viele sind bereits gestorben und kaum einer wird noch lange Zeit haben, die klägliche Summe zu "genießen".

Denn kläglich ist es in der Tat, was den ehemaligen Sklaven der deutschen Industrie da angeboten wird. 10 Milliarden hört sich nach viel an, ist aber nur ein Bruchteil dessen, was Millionen Zwangsarbeiter in fünf Jahren an Werten in Deutschland geschaffen haben. Für den einzelnen wird ein Betrag in der Größenordnung von 10.000 DM herauskommen. Wahrlich nicht viel für den vorenthaltenen Lohn von mehreren Jahren, die erlittenen Erniedrigungen und die oftmals ruinierte Gesundheit.

Beschämend ist, dass um diese minimale Lösung so lange gefeilscht werden musste und sich die "rot"-grüne Bundesregierung vor allem als Sachverwalter deutscher Interessen sieht, das heißt als Vertreter der Exportinteressen der deutschen Industrie. Erst, als die in Gefahr gerieten, fand man sich zu ersten, unwürdigen Angeboten bereit. Im Gegensatz dazu hatte es nach dem Zusammenbruch des Ostblocks nur Monate gedauert, bis ehemalige baltische SS-Angehörige aus Deutschland Pensionen beziehen konnten.

Das war zwar unter einer anderen Regierung, aber die neue setzt diese Politik nahtlos fort. Während man für das Morden in Jugoslawien Milliarden bereitwillig locker macht - um "Deutschlands Schuld auf dem Balkan verblassen (zu) lassen" (Schröder bei einen Truppenbesuch im Kosovo) - ist man gegenüber Deutschlands einstigen Sklaven knauserig. Mehr noch, man bestellt ausgerechnet einen Abkömmling baltischen Raubadels zum Unterhändler für die Entschädigung von Zwangsarbeitern und lässt ihn unwidersprochen erklären, polnische Landarbeiter bräuchten nicht berücksichtigt werden, da Polen schließlich auch zu anderen Zeiten auf den Feldern deutscher Herren geackert haben. Z.B. als Leibeigene auf den Feldern derer von Lambsdorf.

(wop)