Betrieb & Gewerkschaft

Tarifverhandlungen für Einzelhandel nur Geplänkel

Einzelhandelsverband gespalten

Nicht nur im Öffentlichen Dienst, sondern auch für Einzel- und Großhandel laufen noch Tarifverhandlungen. Für Versicherungen gibt es einen Abschluss vom 4.5., in dem die "Vorgaben" von Metall und Chemie mit Laufzeiten über rund zwei Jahre gebrochen wurden. Für April gibt es laut Presseerklärung der hbv 200 DM Einmalzahlung, ab Mai dann 2,5% Gehaltserhöhung - für Auszubildende 2,2% (Laufzeit: 13 Monate).

Sowohl dieser Abschluss wie auch Metall (3% in diesem, 2,1% im nächsten Jahr) und Chemie (2,2% in diesem, 2% im nächsten Jahr / siehe LinX 7/00) tragen nicht gerade dazu bei, die Lohnverluste der letzten Jahre aufzuholen - insbesondere für die Lohngruppen am unteren Ende (von etwaigen Staffelungen "unten mehr / oben weniger" ist nichts bekannt). In beiden Bereichen wurden die Altersteilzeit-Modelle ein wenig verbessert. Bei Metall die 35-Stunden-Woche-Regelung bis 2003 verlängert. (Hinweis für ans Internet Angeschlossene: Eine ausführliche Darstellung des Metallergebnisses mit Kritik von J. Steffen findet sich im labournet.de. Ebenso eine Kritik zum Tarifabschluss Banken, auf den ich hier nicht eingehe).

Um wieder auf den Handel zurückzukommen: In allen genannten Bereichen liegen die Tarife höher als im Groß- oder Einzelhandel. Die Forderungen lauten hier 5,5%, mindestens 175 DM (Groß-) und 5%, mindestens 175 DM (Einzelhandel) - für Auszubildende feste Beträge von rund 5% plus Fahrgeldzuschuss. Diese Forderungen wurden von DAG und hbv-Kommissionen gemeinsam aufgestellt. Auch die Öffentlichkeitsarbeit und eventuelle Mobilisierung für Aktionen finden gemeinsam statt.

Nachdem im letzten Jahr für alle Tarifgruppen ein einheitlicher Prozentsatz abgeschlossen wurde (trotz Festgeldforderung) soll in diesem Jahr wieder verstärkt darauf hin gearbeitet werden, in den unteren Gruppen verhältnismäßig mehr Erhöhung zu bekommen als "oben". Auch waren sich die Tarifkommissionen überwiegend einig, dass nicht auf Lohnforderungen verzichtet werden kann, um eventuelle Altersteilzeitregelungen oder Rentenregelungen abzuschliessen. Denn die niedrigen Löhne (wie auch großer Anteil Teilzeitarbeit und großer Frauenanteil mit unterbrochener Erwerbsbiografie) führen auch dazu, dass nur wenige sich Altersteilzeit leisten können. So hatte auch schon die Hauptfachabteilung der hbv darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse in den "Bündnis für Arbeit"-Gesprächen nicht einfach auf den Einzelhandel übertragbar sind. Lediglich in NRW wird ein anderer Weg beschritten und eine höhere Summe vermögenswirksamer Leistungen und deren Umwandlung auch für die Rentenversicherung gefordert.

Der erste Verhandlungstermin für Schleswig-Holstein war am 28.4. Die Arbeitgeberseite tritt diesesmal mit zwei verschiedenen Kommissionen an (eine vormittags, eine nachmittags). Nachdem Karstadt vor einigen Wochen aus dem Einzelhandelsverband ausgetreten war, findet der Konzern sich nun in der Arbeitsgemeinschaft der Groß- und Mittelbetriebe wieder (die AG gehört aber als selbstständige Gruppe dem Einzelhandelsverband an und hat bisher das Recht, selber Tarifverträge zu schließen, nicht wahrgenommen). Der Streit geht dort wohl um politische Linien wie Standortpolitik und Ladenschluss, verkörpert durch den Karstadt-Konzern gegen METRO.

Aber in Bezug auf die Vorstellungen zur Tarifpolitik waren die Aussagen dann doch erstaunlich gleichlautend: So ähnlich wie bei Chemie bitte, insbesondere was die Laufzeit angeht. Vielleicht könne man dann die Vermögenswirksamen Leistungen erhöhen und für Renten umwandeln. Zu Lohn- und Gehaltszahlungen gab es keine weiteren Aussagen. Nächster Verhandlungstermin für Schleswig-Holstein ist der 22.5.

(brg)