Ratssplitter

Als öffentliche Person hat OB Norbert Gansel nichts gegen Videoüberwachung: "Man wird ja überall gefilmt und man erträgt das." Überhaupt habe man angesichts der modernen Medienwelt das Gefühl, dass "mancher Datenschützer, so wichtig Datenschutz ist, überzogene Forderungen stellt". Zumal eine kleine Kamera Gansel vielleicht vor einem "schmerzlichen Verlust" hätte bewahren können. Neulich in Frankreich, so berichtete der gerne aus seinem Leben plaudernde OB in der Ratsversammlung vom 27.4., habe er sein Auto "nur kurz vor einer Kirche" abgestellt. Und als er wieder aus der Kirche kam, fehlten drei Koffer. In einem derselben: Gansels Briefwechsel mit Gräfin Dönhoff. "Das tut weh", so der nicht nur bestohlene, sondern vom nicht videoüberwachten Dieb auch noch in seiner Eitelkeit verletzte OB. Da sei ein "unwiederbringliches Dokument" verloren gegangen. Ob das mit Kamera an der Kirche nicht passiert wäre? Und warum nimmt Gansel den Briefwechsel mit Gräfin Dönhoff mit in den Urlaub? Vielleicht, um ein Buch daraus zu machen? Das bleibt uns nun erspart. Sicher kein schmerzlicher Verlust, dem Dieb sei Dank.

Schon gewusst? Kiel hat einen progressiven Geist. Sollte man gar nicht meinen, bei so einem 50er-Jahre-Schloss. Erkennen kann ihn übrigens alle Welt an der Hörnbrücke - meint zumindest Ratsherr Finger von der SPD. Kollege Wulf von der CDU scheint diese Ansicht zu teilen. Zumindest möchte er, dass die Brücke in ihrer "ungeschmälerten Schönheit" erstrahlen kann und hätte daher gerne die seitlich angebrachte Behelfsbrücke, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn es mal wieder nicht klappt, abgerissen gewusst. Schließlich habe es in einer geschäftlichen Mitteilung an den Rat geheißen, die Brücke sei nun mehr funktionstüchtig. Gewartet könne die Brücke ja auch werden, wenn gerade keine Fähre aus Oslo im Hafen liege. Und die Gaardener können dann schwimmen? möchte man den CDU-Fraktionsvorsitzenden fragen. Doch was versteht der schon vom Ostufer! Die Ersatzbrücke will er nämlich in der Schwentinemündung wiederverwenden. Was er dort mit den paar Meter Brücke verbinden will, verriet er uns nicht, aber vielleicht dachte er ja auch eher an einen Badesteg. Wie dem auch sei, sein Antrag wurde abgelehnt, denn Stadtbaurat Klein-Knott und mit ihm die Mehrheit mochten der Klapp-Sache noch nicht recht trauen.

(jm, wop)