Leserbrief

In der Satire-Ecke (Herr, send' Hirn! der letzten Ausgabe - Red.) der von der PDS-Schleswig-Holstein geförderten "Sozialistischen Zeitung für Kiel" LinX, wird über die Gründung des Kreisverbandes am 2.7. polemisiert. Relevant ist für die PDS in Kiel ist folgendes Zitat: "Mit seiner Buchtipp-Offensive hat Bisky schon gehorsam Vorauseilende in den eigenen Reihen gefunden. An vorderster Front natürlich der Kieler Kreisverband, der anlässlich seiner Gründung Anfang Juli einem dazu eingeladenen sächsischen Genossen - was liegt bei Sozialisten näher? - eine niederdeutsche Bibel überreichte. Weil's so schön zum Land passt, dem fleißigen ("Schleswig-Holstein ist ein fleißiges Land", wussten die außerordentlich hellen Nordlichter im Landtagswahlkampf und hatten mit einer Plakat-Materialschlacht sogleich bewiesen, dass jene urdeutsche Tugend auch zu ihnen passt). Bete und arbeite - für die 5%, die Lizenz zum Mitmischen! Das Geschenk begründete offenbar eine wunderbare Freundschaft. Zwecks Nachhilfe in Sachen Kommunalpolitik, so kündigten sie an, werden die Kieler PDSler jetzt nach Sachsen fahren."

Hierzu erklärt der Kreisvorsitzende der Partei des Demokratischen Sozialismus in Kiel, Arne List:

Nicht nur der sächsische PDS-Genosse MdL Prof. Dr. Peter Porsch, Landesvorsitzender der PDS Sachsen und Fraktionvorsitzender der PDS-Fraktion im Sächsischen Landtag, sondern auch der Stellvertretende Parteivorsitzende der PDS, Dr. Diether Dehm waren zu der Gründung des Kreisverbandes der PDS-Kiel eingeladen. Der Co-Autor der Satire, Jörg Meyer, war es auch. Dass er nicht kommen konnte, wurde von allen Anwesenden bedauert.

In einer Pressemitteilung der PDS-Sachsen vom 3.7. wurde richtig bemerkt, dass Porsch ein Niederdeutsches "Neues Testament" überreicht bekam. Der Germanistikprofessor an der Karl-Marx-Universität zu Leipzig, Peter Porsch, dessen Fachgebiet die Dialektologie ist, sammelt "Neue Testamente" für eine wissenschaftliche Vergleichsmöglichkeit. Dies wurde von der Kieler PDS im Vorfeld recherchiert, und da man wusste, dass sich Diether Dehm für Thomas Mann begeistert, bekam auch er ein entsprechendes Buch geschenkt. Die PDS-Kiel bedauert es außerordentlich, dass die Dialektwissenschaft in Deutschland immer noch auf solche Vergleichstexte wie "Das Neue Testament" angewiesen ist, und fordert alle niederdeutschen MuttersprachlerInnen "in-und-bei-und-neben" der PDS-Schleswig-Holstein auf, die Klassiker des Marxismus-Leninismus analog in die niederdeutschen Dialekte unseres Landes zu übertragen. Dies kann nur in Zusammenarbeit mit den "fleißigsten" Schreibern der Stadt erfolgen, und ich vermute sie bei der "LinX".

(Arne List)


Die LinX-Redaktion weist darauf hin, dass die LinX nicht, wie in obigem Leserbrief behauptet, kontinuierlich von der PDS Kiel gefördert wird. Vielmehr gab es in der letzten Zeit eine einmalige Zuwendung in Höhe von 250 DM, die die Redaktion bei der Partei beantragt hatte, um Altschulden zu begleichen. Immerhin handelt es sich dabei um ein Viertel der 1.000 DM, die der Landesverband dieses Jahr zur Förderung von Initiativen im Lande zur Verfügung hat. Zum Vergleich: Haushaltposten Landtagswahlkampf: rund 250.000 DM.