Antimilitarismus

Widerstand gegen Gelöbnis in Neumünster

"Wenn es an praktische Arbeit geht, wird sich schnell zeigen, was mit wem machbar ist und was nicht", war über den Runden Tisch gegen Rechts in der LinX vom 30.9. zu lesen, und schon wenige Tage später zeigte sich, welche Praxis mit Sicherheit nicht im Bündnis mit dem staatstragenden Antifaschismus zu machen ist. Das war am 3.10., dem Tag der "Doitschen" Einheit, als das Garnisonsstädtchen Neumünster, das neulich noch durch Faschisten und Antifas aufgeschreckt worden war, ein Öffentliches Gelöbnis auf dem Großflecken (fast) ungestört genießen konnte ("Die Mütter und Bräute der jungen Rekruten hatten Tränen in den Augen", schrieb andern Tags das Provinzblatt gerührt).

Am Rande des gut besuchten, festlichen Ereignisses hatten sich kaum mehr als 30 StörerInnen eingefunden, die mit beachtlichem Lärm den ganzen Volkszorn auf sich zogen, Originalton: "So was wie du gehört vergast!" Da konnte mensch erleben, in welch solider völkischer Basis so ein "Club 88" verankert ist. Im Wettstreit zwischen Trillerpfeifen und Marschmusik siegte schließlich das Heeresmusikkorps Ostsee. Die Transparente, mit Texten wie "Bundeswehr abschaffen", "Ob von unten oder Oben, deutsches Denken führt zum Krieg" empörten das Volk der anständigen Deutschen zusätzlich, und ein Transparent mit der Aufschrift "Deutsche Soldaten gestern Mörder, morgen Mörder - Die Kriegstreiberei stören und angreifen" wurde von der Staatsmacht als verfassungsfeindlich geahndet, was Festnahmen zur Folge hatte. Als die Polizei nach etwa einer Stunde - "endlich!" - die unangemeldete Demonstration verbat, klatschte die Menge begeistert Beifall.

Bleibt festzustellen, dass diesmal, wo es in Neumünster nicht zusammen mit Rotgrün gegen Neonazis ging, sondern die rotgrüne Kriegstreiberei des Staates direkt angegriffen werden musste, nur sehr wenige zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren.

(Eva D.)