Kommentar

Deutschtümelei

Wenn man an das Werk Bert Brechts denkt und sich im Lande umschaut, dann kann einem manch passendes Zitat einfallen, aber eines gehört bestimmt nicht dazu: " ... dass ein gutes Deutschland blühe." In Zeiten, da stolze deutsche Glatzköpfe Jagd auf alles "Andere" machen und in der Rassismus, jahrzehntelang regierungsamtlich gehätschelt und gepflegt, tiefe Wurzeln in der Gesellschaft schlägt, ist ein solcher Teilsatz zumindest arg erklärungsbedürftig.

Der Teufel muss die PDS-Führung geritten haben, als sie ausgerechnet diesen Brecht aus der Mottenkiste hervorgekramt und ihrem Parteitag voranstellte. Doch ein Ausrutscher war es offensichtlich nicht. Gabi Zimmer, die neue Vorsitzende, lässt in kaum verhohlener Deutschtümelei durchblicken, dass der Spruch mit Bedacht gewählt wurde. Nun mag man ihr, der mann den Part der mütterlichen Versöhnerin zugedacht hat, noch abnehmen, dass sie den ganzen Schmus vom "besseren Deutschland" und "linken Patriotismus" tatsächlich glaubt. Das macht die Sache allerdings auch nicht erträglicher.

Vor allem nicht, wenn man sich das ideologische Umfeld ansieht. Gut zwei Jahre ist es her, dass der Chefredakteur des parteieigenen Blattes "Neues Deutschland", Rainer Oschmann, einen ausgewiesenen Faschisten einlud, sich in seiner Zeitung über die Probleme der Linken mit dem Nationalismus auszulassen. Nach erheblichem redaktionsinternen Streit um diesen Vorfall wurde Oschmann schließlich damit belohnt, dass er den bequemen Sessel des Pressesprechers der Bundestagsfraktion bekam.

Auch das kein Ausrutscher: "Vordenker" André Brie trifft sich mit Burschenschaftern, Gregor Gysi mit rechtslastigen Kapitalisten-Clubs. Das Ganze wird umrahmt von einer Politik, die jeden direkten Angriff auf deutsche auswärtige Interessen penibel vermeidet und die Globalisierung, wenn überhaupt, nur als Wirken entweder anonymer transnationaler oder doch zumindest amerikanischer Konzerne wahrnimmt. Von der Tätigkeit DaimlerChryslers oder gar der der weltgrößten Zusammenballung von Finanzkapital, der Deutschen Bank, schweigt man beharrlich, so auch Zimmer in Cottbus.

In diesem Zusammenhang - denkt man dann noch an Gysis viel beklatschte Vorstellung, die EU als antiamerikanischen Block auszubauen - wird die Cottbuser Deutschtümelei erst so richtig gruselig.

(wop)