Internationales

Bolivien:

Vorläufiger Sieg der Aufständigen

In Bolivien hat die Regierung des Präsidenten und Ex-Diktators Hugo Banzers Mitte Oktober ein Abkommen mit den Organisationen der Bauern und Landbevölkerung geschlossen. Wie berichtet (siehe LinX 22) hatte sich das Land nahezu im Aufstand befunden. Die Bauern protestierten gegen die Privatisierung der Wasserversorgung, die Vernichtung der Koka-Felder und die Errichtung von drei neuen Militärbasen in der Koka-Region. Lehrer, Studenten und städtische Arme schlossen sich mit eigenen Forderungen den Kämpfen an. Nahezu der gesamte Überlandverkehr in dem Anden-Land kam durch Straßenblockaden zum Erliegen. Die Regierung setzte - mit geringem Erfolg - Militär und Polizei gegen die Aufständischen ein. Zehn Tote und 130 Verletzte lautet die traurige Bilanz. Einem siebenjährigen Mädchen wurde, als sie auf dem Hof ihres Hauses spielte, von einer Tränengasgranate das Gesicht zerstört.

Bolivien wurde von den USA, der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond (IWF) massiv zu der Politik gedrängt, die die Menschen auf die Straße treibt. Washington fordert das Ende des Koka-Anbaus und verspricht dafür den Erlass von 10% der Auslandsschulden. Während IWF Chef Köhler gerade in Prag Krokodilstränen über die Armut in der Welt vergossen hatte, warnte sein Vertreter in Bolivien, Eliahu Kreis, mit Bezug auf die Proteste vor einer Erhöhung der Sozialausgaben, berichtet die Tageszeitung "junge Welt". Amerikanische Menschenrechtler schreiben im Internet, dass das US-Verteidigungsministerium sich während der Bekämpfung des Aufstandes ganz offiziell hinter die Regierung Bantzer gestellt hat.

Die musste unterdessen zumindest auf dem Papier den meisten Forderungen der Bevölkerung nachgeben. Der Entwurf des Wassergesetzes wanderte in den Papierkorb. In einigen Regionen soll auf die gewaltsame Zerstörung der Koka-Ernte verzichtet werden. Die Militärbasen werden nicht gebaut, sondern bestehende modernisiert. Neues Land soll zur Besiedlung freigegeben und die Bauern an der Verwaltung des Nationalparks beteiligt werden. Ob die Regierung allerdings ihre Zusagen einhalten wird, steht auf einem anderen Blatt. Ähnliche Versprechen hatte sie bereits im April nach einer Protestwelle gemacht. (wop)

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